Grrrlz* to the Front
- Grrrlz to the Front – Die Liste!!
Wir haben seit einiger Zeit in Kooperation mit Punkrockers Radio eine Liste online, in der ihr Bands findet, die entweder komplett aus FLINTA oder mit FLINTA Beteiligung sind. Ihr könnt euch die Bands nach Genre und Region sortieren lassen. Spätestens jetzt ist die Aussage widerlegt, dass es im Punk kaum Bands mit FLINTA Beteiligung gäbe! Die Liste findet ihr HIER Danke an Chrissi und Stephan für eure Arbeit! …
[…] - Interview mit Sylvia Entrevista
Hallo Silvia, schön, dass du Zeit für ein Interview hast. Du bist sehr vielseitig unterwegs, erzähl doch mal was über deine musikalische Sozialisation. Als Erstes möchte ich mich für das Interesse bedanken. Ich bin schon immer eine sehr unruhige Person gewesen und habe immer versucht alles was mich motiviert abzudecken, in meinem Fall die Musik.Seitdem ich klein war hat mich Musik immer begleitet. Ich bin nie sehr gesellig gewesen und man kann sagen, dass ich mich hinter der Musik „versteckt“ habe. Ich hatte Glück, denn es hat mich auch in schlechten Momenten lebendig fühlen lassen. Ich habe immer Musik gemacht, ich habe mit Klavier angefangen, mit Gitarre weitergemacht und bin dann zum Schlagzeug gekommen, dem Instrument, mit dem ich mich am besten ausdrücke. Das Bedürfnis, Konzerte zu besuchen um neue Bands und Menschen die meine Unruhe teilen kennenzulernen, hat mich dazu geführt, selber Konzerte in Jugendzentren, Besetzten Häusern und bescheidenen Veranstaltungsorten zu organisieren. Mir hat es nie gefallen darauf zu warten, dass man mich zum Spielen einlädt, also begann ich mich selbst zu bewegen. Man könnte sagen, dass deshalb mein aktives politisches Leben angefangen hat. Du hast ein eigenes Label, welche Bands sind da drauf und wie würdest du dein Label beschreiben? Unser Label “Ojalä me muera Recoords” fing aus dem gleichen Grund an, nicht darauf zu warten, dass andere Personen deine Musik bewegen, sondern es selbst zu tun. Ich liebe es Emotionen oder Gefühlen eine physische Form zu geben und diese Umsetzung genieße ich sehr, denn diese Sachen können nicht warten. „Ojalä me muera“ fing 2006 unter Freunden an und ist bis heute aktiv. Ehrlich gesagt, ist es etwas vom Besten das ich je gemacht habe, da ich mit Menschen von überall und die meine Motivationen teilen, zusammenarbeiten kann.Bezüglich der Bands des Labels, haben wir uns immer auf den DIY gestützt, dass es Musiker*innen mit politischen Motivationen sind und die nicht gewinnorientiert sind. Bei uns kommt diese Philosophie zuerst und der Musikstil ist an zweiter Stelle. Wir haben so viel herausgebracht, wie es für uns möglich war und haben immer versucht präsent zu sein. „Ojalä me muera“ ist immer ein Lable vor Ort gewesen, das dem Verkauf und persönlichem Austausch gewidmet ist, ohne gewinnorientiert zu sein, aus diesem Grund ist der Onlineverkauf sehr schwierig für uns… wir sind mehr die Art Label, die die Distro immer dorthin mitnehmen, wo wir hingehen. Du organisierst außerdem das FEMME SOROLL FEST, bei dem (ausschließlich?) FLINTA*-Bands spielen. Seit wann machst du das? Wie kam es dazu und welche Ziele verfolgst du damit? Das erste Femme Soroll Fest war 2008 und es fanden acht weitere jährliche Auflagen statt. Abgesehen davon, haben wir mit diesem Kollektiv auch einige andere Konzerte veranstaltet. Alles fing an wie immer, Freunde, Bier und Lust etwas zu machen. Unser Hauptanliegen war Frauen im Punk auf der Bühne zu visibilisieren, da der Großteil von uns Frauen immer die fehlende Präsenz, sowohl auf der Bühne als auch in der Organisation, feststellen musste. Es war eine traurige Realität für meine Freund*innen und mich, weshalb wir uns eines Tages zusammengetan und entschieden haben, ein Festival zu veranstalten in dem Frauen präsent sind, sich wohlfühlen können und nicht darauf warten müssen eingeladen zu werden. Mein ganzes Leben lang habe ich Menschen kennengelernt, denen es schwer gefallen ist weiterzumachen, die schwierige Lebensumstände, schwierige Familiensituationen oder toxische Freundschaften gehabt haben. All das beeinflusst dich auf eine negative Art und Weise, es lässt dich klein, diskriminiert und minderwertig fühlen. Wegen diesen Menschen, die auch Lust haben sich auszudrücken, zahlt sich die Mühe schon aus, um ihnen die Chance zu geben. Es waren fantastische Jahre und ich denke, dass jede Person die auf einem Femme Sorroll war, das gleiche sagen kann, man atmete eine saubere und gesunde Atmosphäre ein. Wir waren ein gutes Team, haben uns immer sehr gut organisiert und immer von ganzem Herzen zusammengearbeitet. Das Ziel war es, jenen Personen eine Stimme zu geben, die nicht die gleichen Möglichkeiten gehabt haben. Ich denke, dass in allen Städten und Dörfern das gleiche passiert ist, immer die gleichen Bands, die gleichen Menschen die entschieden haben, immer das gleiche. Es war unser Moment um einen Versuch zu starten, um das zu verändern. Ich denke es war sehr positiv für unsere Stadt, da daraufhin viele ähnliche Projekte entstanden sind. Deshalb bin ich persönlich sehr glücklich, dass wir das gemacht haben, jetzt lasse ich die nächsten Generationen weiter daran arbeiten. Du bist ja auch noch in Bands aktiv, hattest du Role Models? Wer hat dich inspiriert? Und worum geht es in den Songs deiner Band(s)? Ich hatte nie ein konkretes Role Model, ich hatte viele. Ich habe ein bisschen von hier und ein bisschen von dort genommen, bei jedem Konzert habe ich versucht etwas Gutes mitzunehmen, etwas das ich für mich selbst möchte. Meine Philosophie hat immer mit DIY, kritischen Gedanken, Gleichberechtigung und vor allem Anti-Faschismus zu tun. Ich bin fast 40 Jahre alt, habe mein ganzes Leben lang viele Bands gehabt und ich kann sagen, dass alle meine Bands immer sozialkritische Texte gehabt haben, die von Ungerechtigkeiten, Gefühlen, Ängsten, wie man selbst zu sein hat, vom Leben, vom Elend, etc., gehandelt haben.Zur Zeit spiele ich bei Ansïa und wir haben gerade eine neue Platte herausgebracht. Ich bin sehr glücklich mit diesem Projekt, da unser Verständnis für einander ehrlich ist und alles sehr einfach macht, sowohl musikalisch als auch persönlich. Ich lade euch ein, uns anzuhören 😉 Wichtige Frage: Was denkst du, warum auf den Bühnen immer noch mehr cis Typen stehen als FLINTA*? Wie kann man das ändern? Es ist immer schwierig Sachen zu verändern, aber es liegt oft in unserer Hand und wir sind uns dessen nicht bewusst. Man muss natürlich bei sich selbst anfangen, danach der engste Kreis und so weiter, soweit es geht oder sie uns lassen. In letzter Zeit wird Gewalt gegen Personen die als nicht „passend“ angesehen werden jedes Mal mehr normalisiert. Es ist nicht, dass ich generell keine Hoffnung habe, sondern, dass ich einfach nicht an die Menschheit glaube. Aus diesem Grund freue ich […]
[…] - TRAININGSEINHEIT KATZENKOTZE Interview
Hallo ihr Lieben, schön, dass ihr Zeit habt! Ihr seid TRAININGSEINHEIT KATZENKOTZE – steiler Name – hat der ne Geschichte? Seit wann gibt es euch und wie seid ihr zusammen gekommen? Habt ihr vorher schon woanders Musik gemacht? friz: Haha, ja der Name. Da kursieren mittlerweile ganz unterschiedliche Geschichten drüber. Ein Teil der Band hat vorher unter dem Namen „Notfalloption“ Musik gemacht. Dann kamen 2014 Schranke und ich dazu und die Kombo hat sich neu gegründet. Wir sind alle große Katzenfans und „Trainingseinheit kotzende Katze“ ist so ne Yogaübung für Schwangere. Keine Ahnung, wie wir da damals draufgekommen sind. Wir fanden das witzig und haben das dann übernommen. Auch weil da ein bisschen die Tendenzen der Selbstzerstörung und Verunreinigung mitschwingen, die so schön konträr zur Idee von Selbstoptimierung stehen. Rotz: Wir kannten uns teilweise schon lange vorher, waren befreundet, haben zusammengewohnt und manche von uns kennen sich schon seit ihrer Geburt. Einige von uns haben klassisch musikalische Früherziehung bekommen, so mit Geige und Gitarre. Andere haben zum ersten Mal ein Instrument oder Mikrofon in die Hand genommen, als wir mit Trainingseinheit Katzenkotze begonnen haben. Punk ist ja in dem Sinne die demokratischste Musik, als dass sie jede*r machen kann, ohne viel können zu müssen. Die ersten Jahre hat das viel Überwindung und Aneignung bedeutet, in Räumen, in denen wir uns manchmal ziemlich fremd und unwohl gefühlt haben. Zum Glück haben wir oft ein tolles, feministisches Publikum oder andere Bands angetroffen, die uns gesagt haben: „Go on!“ (Credits an: Es war Mord, Knochenfabrik und Troops of the sun). Auch das ein oder andere Bierchen hat der Punk-Attitüde sicherlich nicht geschadet … Wie würdet ihr eure musikalische Sozialisation beschreiben? friz: Die musikalische Sozialisation ist bei uns ziemlich unterschiedlich und reicht von Depeche Mode zu den Toten Hosen über Tocotronic bis hin zur Kelly Family; da können wir uns immer noch wunderbar drüber streiten. Was wir gemeinsam haben, ist, dass wir alle in unserer Jugend exzessiv Punk gehört haben. Damals gab’s ja noch kein Internet und man musste sich die Musik mühsam beschaffen. Ich weiß noch, wie glücklich ich war, als mir ein Kumpel damals die „Schlachtrufe BRD 2“ auf Kassette aufgenommen hat, also die zensierte Version. Da muss ich so 14 Jahre alt gewesen sein. Die Lieder haben viele Botschaften transportiert, über die ich mich politisiert habe. Ich bin in so einem kleinen katholischen Dorf am Niederrhein aufgewachsen. Da gibt’s so Bräuche, dass an jedem 1. Mai alle Frauen ab 15 von den besoffenen Typen des Junggesellenvereins versteigert werden. Kein Scherz. Die utopische, widerspenstige, aber auch die „fuck off“-Haltung im Punk hat mir damals Hoffnung gegeben; Hoffnung auf andere Formen des Miteinanders in der Zukunft, so smalltown-boy mäßig. Natürlich gab’s da auch viele Leerstellen, gerade was Sexismus und Heteronormativität angeht. Aber das ist mir erst später aufgefallen. Rotz: Ja, ich bin ja auf so ’ner kleinen Insel aufgewachsen. Da war nicht so viel mit Subkultur oder so. Da gab’s ja auch noch nicht so richtig Internet, um andere Bands oder Musikzeitschriften zu finden. Ich bin da als Teenie erstmal durch so Mainstream-Typen-Deutschpunk sozialisiert worden. So mit Toten Hosen, Wizo, …But Alive. Das war für mich auch doll verbunden mit einer ersten politischen Sozialisation. Als ich dann mit 17 nach Hamburg gezogen bin, hat sich das ein bisschen geändert und ich hab‘ auch Punkbands gehört, in denen auch FLINTA*s gespielt haben. Ich glaub, eine der ersten war da Bambix. Aber ich muss auch sagen, dass ich lange nicht offen war für FLINTA*s in Punkbands. Aus heutiger Sicht war ich da schon ganz schön frauen*feindlich unterwegs. Das hatte auch mit meiner eigenen Auseinandersetzung um mein Gender zu tun, aber ich wollte mit Allem, was weiblich ist, erstmal nicht so viel zu tun haben. Aber da gibt‘s natürlich auch eine gesamtgesellschaftliche Grundlage für. Ich würde aber auf jeden Fall sagen, dass Riot Grrrl-Bands wie Sleater Kinney oder Bikini Kill mich dann dazu gebracht haben, die Band mitzugründen und überhaupt die Möglichkeit aufgemacht haben, nicht nur vor der Bühne stehen zu können, sondern auch auf der Bühne. Habt ihr Vorbilder, an denen ihr euch orientiert oder die euch inspiriert haben? friz: Ich finde EA80 total super, mit denen kann man auch gut älter werden. Auch NOFX mag ich immer noch gerne. Aber viele der Bands, die ich als Jugendliche*r gehört habe, finde ich mittlerweile richtig blöd. Die haben mit sexistischen und homophoben Botschaften Geld und Ruhm erlangt und bis heute scheinbar nichts dazugelernt. Mich ärgert zum Beispiel, wenn wir mit Bands spielen, die uns vor dem Konzert nicht mal richtig „Hallo“ sagen, dann auf der Bühne vor dem Publikum so tun, als wären sie down mit den FLINTA*. Ich finde, die sollten sich ruhig mal öffentlich für ihre missachtenden und herabwürdigenden Texten aus den 80/90ern entschuldigen, anstatt auf arrogante Rockstars zu machen! Wir haben da ein Lied drüber geschrieben, das heißt „Wieso?“. Ansonsten waren Bands aus dem Umfeld der Riot Grrrl Bewegung sehr wichtig für mich, wie Hole, Team Dresch, Sleater Kinney, Bikini Kill oder Le Tigre. Die haben mir gezeigt, wie Frauen* und Queers sich den Raum nehmen können, um sich und andere Menschen zu empowern, die wenig sichtbar sind. Ohne diese Bands hätte ich mich niemals auf eine Bühne getraut … Rotz: Haha, ich würde sagen einer unserer Hits, „Pommes rot-weiß“, ist schon von den Toten Hosen inspiriert. Ansonsten schließ‘ ich mich friz an. Viele von den Bands, die ich früher mochte, hör ich eher noch aus nostalgischen Gründen. Mittlerweile finde ich meistens Bands aus meinem Umfeld inspirierender als so die ganz Berühmten. Bands, mit denen wir zusammen Konzerte spielen und mit denen es einen Austausch über Musik gibt. Um was geht es in euren Songs? Wer schreibt die Texte? friz: Am Anfang haben wir uns viel an den klassischen Themen des Punk orientiert und so ne Art wertkonservativen Pommespunk gemacht. Themen waren oft: Hass auf staatliche Autoritäten, Faschos oder Herrschafts- und Gewaltverhältnisse im Allgemeinen. Auch ging es öfter mal um das ein oder andere Saufgelage oder die inspirierenden Aspekte von Selbstzerstörung. Mittlerweile […]
[…] - Kalli und Fine von DACHLAWINE im Interview
Ihr habts bestimmt schon gemerkt, GRRRLZ* TO THE FRONT hat heimlich in den Zwei-Wochen-Modus gewechselt. Dafür gibts hier heute aber auch ein Doppel-Interview, das es in sich hat. Kalli und Fine von Dachlawine (haha, reimt sich) stehen mir Rede und Antwort und plaudern nicht nur über ihren Naturkatastrophenpunk aus Potsdamned. Viel Spaß beim Lesen und bis zum nächsten Interview! Hallo ihr zwei, schön mit euch auch noch ein Interview für meine Reihe machen zu können. Und auch wenns Vieles schon in der letzten Print-Bombe zu lesen gab: Wie seid ihr beide zu Dachlawine gekommen und überhaupt zum Punk? Kalli: Ich habe früher durch meinen Bruder angefangen, ein bisschen Metal und dann vor Allem Nu Metal zu hören. Da wurde die Richtung E-Gitarrenmusik schon ein bisschen vorgelebt. Und dann saßen in Potsdam auf dem Platz der Einheit immer viele Punks und andere alternative Leute rum. Da haben eine Freundin und ich uns dazu gesetzt und gesoffen und dann ging das. Irgendwelcher Deutschpunk, Oi und sowas lief auch immer. Die Texte und Musik brennen sich ja dann förmlich ins Gedächtnis. Dann war das „Archiv“ eine wichtige Adresse, wo ich immer hingehen konnte, sowas was für andere vielleicht der Jugendclub war. Da gab es Konzerte und die Möglichkeit, noch mehr Menschen kennenzulernen. Generell hatte ich Glück in einer Stadt aufzuwachsen, wo es so viele alternative Treffpunkte, Konzertlocations und Möglichkeiten gibt Politik zu machen. Ich hab dann auch selber ab und zu Konzerte (mit-) veranstaltet. Z.B. mit Cut my skin auf die ich sehr stand (auch immer noch!). Ich glaub spätestens da dachte ich dann „Ich will das auch“. Ich hatte schon sehr den Drang nicht nur Mugge zu konsumieren sondern auch was zu machen. Und Texte geschrieben habe ich auch schon sehr lange. So Richtung Tagebucheinträge, aber eigentlich reicht das ja auch schon. Dachlawine entstand dann, nach ein bisschen Ausprobieren mit unterschiedlichen Menschen in unterschiedlichen „Proberäumen“ bzw. Kabuffs. Da traf ich in der Kneipe mal auf unseren heutigen Bassisten, der damals noch im Musikraum seiner Schule probte. Und dann ging das mit der Band und regelmäßigen Proben los. Fine: Ich finds auch sehr schön, das wir hier zusammenkommen hehe 😉 Zum Punk gekommen bin ich hauptsächlich durch den Einfluss meiner Geschwister, da flogen so gebrannte CDs z.B. von den Ärzten und eine Chaos Bier und Anarchie-CD rum erinnere ich mich noch. Das Gefühl von Punkmusik, die Attitüde, hat sich damals sehr passend für meinen Gemütszustand angefühlt 😀 Zu Dachlawine bin ich ja erst später dazu gekommen, die Band gabs schon ein bisschen und suchte dann eine Person für die zweite Gitarre. Ich glaube ich saß nichtsahnend in meinem Zimmer, in dem zwischen dem anderen Kram irgendwo eine Gitarre hervorblitzte, als ich vom Dummer gefragt wurde ob ich nicht mal zur Probe kommen möchte. Ich war etwas überrascht und da ich zu der Zeit nicht sehr aktiv spielte, hatte ich gar keine großen Erwartungen. Da Powerchords schrammeln aber noch ging, es Punkrock war und wir uns alle sehr sympathisch waren, war ick dann plötzlich (wieder) in einer Band 😉 Habt ihr noch in anderen Bands gespielt oder habt ihr aktuell sogar Nebenprojekte? Kalli: Ich habe Schlagzeug gespielt in einer Band die hieß „Anstand und Moral“, aber nur kurz. Unser Gitarrist war länger als ich dabei. Das hat mega Spaß gemacht und auch als ich nicht mehr mitgespielt habe, hab ich sie noch sehr gefeiert. Leider gibt’s die nicht mehr. Aber wenn mich nichts täuscht, lassen sie sich noch auf bandcamp finden. Lohnt sich! Fine: Ich hatte als Teenie tatsächlich schon ne Band mit guten Freund*innen aus der Schule, wir haben in so ner charmanten Ostgarage geprobt hehe, das waren Zeiten! Neuerdings versuch ich mich nebenbei noch zusätzlich ein bisschen an einem elektronischen Projekt, aber auch mit der Gitarre. Das mache ich hauptsächlich weil ich an dem Instrument noch bisschen weiter kommen möchte, gerade was so kreativen Output angeht. Worum geht es in euren Songs und woher kommen die Inspirationen? Übrigens großartiges Projekt mit „Take back the night“! Kalli: Es geht viel um Politik, eigene Erfahrungen, Selbstzweifel, Sinnsuche, Wut und auch ein Müh Spaß. Ich finde es aber schwer, das so genau zu sagen, da die Texte sich mit der Zeit auch verändern. Wir haben schon eine Menge neuer Lieder, die mir textlich besser gefallen als die bereits aufgenommenen. In einem vertonen wir zum Beispiel, wie der Bärgida (Berliner Pegida-Ableger)-Bus nach Potsdam fuhr und von Demonstrant:innen wieder nach Hause geschickt wurde. So ein bisschen positive Vibes nach dem ganzen Scheiß Wetter 😊. Der Text zu “Take back the night” war der Versuch, die Wut über sexualisierte Gewalt irgendwie zu bündeln und Kraft daraus zu ziehen. Zu zeigen, dass Betroffene nicht allein sind. Sich dieser ungewollten Gemeinsamkeit bewusst zu werden. Das einzige „Wir“ das ich akzeptabel finde, da es die Basis für gemeinsames feministisches Vorgehen bilden kann. Das Video anzusehen motiviert mich immer total und ich freue mich, dass sich so viele tolle Menschendaran beteiligt haben. Nochmal Danke, danke, danke an der Stelle. Fine: Die Songs sind schon sehr politisch und somit kommt die Inspiration von Dingen die so in dieser Welt, größtenteils – leider – passieren würde ich sagen. Andere Themen sind persönliche Erfahrungen und Emotionen denke ich. Ich selbst hab aber noch nicht getextet, daher kann ich nicht so viel dazu sagen wie Kalli bestimmt. Man hört ja immer mal wieder von diversen Typen, dass Rock-Instrumente generell nicht so gern von Frauen gelernt werden. Was sagt ihr dazu? Das ist so ein Quatsch. Viele ignorieren es einfach schnell, wenn eine Frau davon erzählt, dass sie Bass spielt, mal eine Band hatte oder gerne ein Projekt starten möchte. Manchmal stehen Dudes da und wollen eine weiblich gelesene Person in die Band holen, wissen aber einfach nicht wen, weil sie angeblich keine kennen. Da würde ich mir echt wünschen, dass mal genauer hingehört und hingesehen wird. Ich kenne einige, die Bock haben und auch ein Instrument beherrschen, dass punkrockig wäre (also jedes). Es macht mich wirklich wütend, wenn männliche Punx, die Musik machen nicht einfach […]
[…] - Manja von den UPPERCUTS im Interview
Hallo Manja, super, dass du Zeit hast mir hier in der Interview-Reihe ein paar Fragen zu beantworten. Ich suche immer mal wieder nach einer Frau in einer Oipunk/Streetpunk Band. Erzähl mal, wie du so zur Musik gekommen bist, hast du vor UPPERCUTS schon in anderen Bands gespielt? Wie ist deine musikalische Sozialisationntro Nach dem Start der Reihe GRRRLZ* TO THE FRONT mit dem Interview mit Mia von Oi!ronie freue ich mich total jetzt mit Manja nochmal eine Sängerin einer Oi Street Punk Band dabei zu haben, diesmal von den UPPERCUTS aus Berlin. Wenn alles gut geht übrigens nächsten Freitag am 1. Oktober im AJZ Neubrandenburg mit Snob City Boys und TortenSchlacht zu sehen. Kann aus Erfahrung sagen, dass sich ein Live Konzert mit UPPERCUTS auf jeden Fall lohnt, also hin da. Hallo Manja, super, dass du Zeit hast mir hier in der Interview-Reihe ein paar Fragen zu beantworten. Ich suche immer mal wieder nach einer Frau in einer Oipunk/Streetpunk Band. Erzähl mal, wie du so zur Musik gekommen bist, hast du vor UPPERCUTS schon in anderen Bands gespielt? Wie ist deine musikalische Sozialisation? Hi Chrissi, erstmal vielen Dank, dass Du mich in Deine Reihe mit einschließt. Also, ich war schon immer musikalisch interessiert und als ich klein war, versorgte mich mein Vater mit grandiosen MixTapes der neuesten Hits, alles mögliche, Querbeet. Später ging ich öfter ins Knaak, immer mittwochs zum Tanz bei DJ Fossi, wo alles in Richtung Gitarrenmukke gespielt wurde und wir oft die Nacht zum Tag werden ließen. Das hat mich sicherlich auch stark beeinflusst. Naja, und natürlich hatte auch CoreTex einen Einfluss. Einmal, beim Durchblättern der LPs im Hardcore Bereich griff ich mir die Sick Of It All Scheibe – Scratch the Surface und da kam ein Typ vom CoreTex und meinte: „coole Scheibe“. OK, man kann dem weisen „alten“ Mann ja mal vertrauen, dachte ich, denn eigentlich schrecken mich große Namen immer ab. Also hab ich mir die Scheibe gekauft und sie gehört noch heute zu meinen Lieblingsplatten, die ich immer wieder rauf und runter hören kann. Die zweite CoreTex Erinnerung war, dass ich mit meiner Freundin Susi (Bassistin der Uppercuts) ins CoreTex gegangen bin und wir auf Slapshot gestoßen sind. Wir losten, wer welche CD kauft und so kam ich zu Sudden Death Overtime, die mich schwer begeistert hat. Als dann 16 Valve Hate rauskam, hat es mich erwischt. Und zu meinem Glück, eine gute CD gekauft zu haben, kam, dass Slapshot zu der Zeit gefühlsmäßig mehr in Berlin waren als in Boston. Ich habe die x-Mal gesehen, im SO36, im Trash, wir sind zu Auswärtsgigs gefahren… Susi und ich immer mitten drin im Mob. Damals als Mädels, soweit ich mich erinnern kann, noch ganz allein auf weiter Flur. Zu der Zeit gab es im Trash auch Sonntags immer Sunday Hardcore Matinee, wo diverse coole HC-Bands gespielt haben, mal große Namen oder eben einfach nur Berliner HC Bands wie z.B. Breaking Free. Das waren meistens alles junge Kids, die aber schon krass Alarm gemacht haben. Respekt. Ansonsten war ich auf diversen Konzerten und im Sommer gab es damals auch noch echt viele Straßenfesten, auf denen u.a. viele Ska Bands spielten. So erweiterte sich mein musikalischer Horizont und Ska wurde zu meiner Sommer- und Autofahrmusik. Über die Musik kam ich mit dem Thema Skinhead in Kontakt, was genau meinen Nerv traf. Hier kam aus meiner Sicht alles zusammen, was ich meinem Leben wollte, vor allem eine breite Palette an musikalischer Unterhaltung, von Rocksteady, Northern Soul bis Punk, Oi! und Hardcore. Hier kam ich an und hier bin ich geblieben. Copyright: Sebastian Oskar Kroll Sehr spannender Abriss! Hast du persönliche Vorbilder in Sachen (Frauen)-(Oi)-Punkrock? Wie viel gibts da eigentlich? Wen und warum? Vorbilder habe ich irgendwie nie gehabt. Ich mag Musik und singe und tanze nach allem, was ich mag, aber Vorbilder? Nein, da fällt mir niemand ein. Aber klar, es gibt natürlich viele Bands, mit Frauen am Gesang, die ich gern höre. Avengers gehen immer. Ich hab mal ne zeltlang gern Distillers gehört. Richtig gut fand ich auch NY-Rel-X. Worum geht es in euren Songs, woher kommt die Inspiration? Ach, es geht um alles mögliche, den Ärger über die Entwicklung in Berlin, Ärger über Leute, die denken, mit ein paar Taler mehr in der Tasche, hat man mehr Rechte und darf all das Aufgebaute anderer einfach nehmen und in die Tonne schmeißen, um den Boden für bessere Investments frei zu haben. Dazu kommt noch ein kleines bisschen Herzschmerz und Trauer und sonstige Abhandlungen, von Dingen, die uns nerven oder zumindest bewegen. Mein letzter Song handelt davon, nach vorne zu gehen, sich bemerkbar zu machen, egal welcher Minderheit man angehört, die eventuell mehr Aufmerksamkeit bedarf. Den Text zum Song hab ich nach einer online Diskussionsrunde zum Thema „Sexismus im Punk“ geschrieben, an der u.a. Mia (Oi!ronie) teilgenommen hat. Die Runde hat mich echt bewegt. Es wurden sehr emotionale und traurige Geschichten erzählt, total spannend zugleich und das ganze Thema war echt interessant. Hier gibt es offensichtlich noch viel zu tun und aufzuklären. Daher danke an die Leute, die hier nach vorne schreiten, um andern die Augen zu öffnen. Copyright: Sebastian Oskar Kroll Was denkst du sind die Gründe dafür, dass auf den Punk Bühnen immer noch mehr Männer als FLINTA* zu sehen sind? Also, genau kann ich das nicht beantworten, weil ich es selbst nicht verstehe. Vielleicht liegt es daran, dass die Mädels sensibler sind und mehr auf die Meinung anderer geben??? Ob durch Sozialisierung oder wie auch immer das zustande kommt. Vielleicht wird uns Mädels immer noch vermittelt, dass wir in zweiter Reihe stehen? Ich weiß es nicht. Ich für meinen Teil habe mich da nicht irritieren lassen. Ich erinnere mich, dass ich ausgelacht wurde, als ich das erste Mal am Schlagzeug saß. Und? Wo ist das Problem? Einfach mal fragen, wie das hier geht, mit diesem Ding und dann draufhauen, sich der Musik hingeben und dann kommt der Rest doch oft ganz allein… Also, take it easy, nicht gleich demotivieren lassen und Spaß Spaß […]
[…] - Peppi von CAVA im Interview
Mit Peppi und ihrem Garage Duo CAVA ist für mich endlich mal wieder ein ganz wesentlicher Teil Punk im Sinne von „Einfach Machen!“ zurück gekommen. Musikalisch wie auch menschlich absolut überzeugend – viel DIY, viel Emotion und viel frischer Wind in der FLINTA* Punk Szene – endlich! Kleiner Tipp von mir: Hier könnt ihr euch das Live Stream Konzert von CAVA im Bandhaus Leipzig nochmal ansehen. Have Fun und nun: Das Interview. Hallo Peppi, schön, dass du Zeit hast, du machst mit deiner Band CAVA ziemlich geilen Punk. Seit wann gibt es euch und wie seid ihr zusammen gekommen? Hast du vorher schon woanders Musik gemacht? Hallo liebe Chrissi! Schön, dass ich „hier“ sein darf. 😉 Uns gibt es jetzt seit ein bisschen mehr als einem Jahr, wir haben uns zwar schon vor Corona kennengelernt, aber erst als es dann mit dem ersten Lockdown losging angefangen regelmäßig im Proberaum zu spielen. Wir haben uns tatsächlich über Instagram gefunden und dann ziemlich schnell gemerkt, dass es passt. Zu der Zeit haben wir sogar in der gleichen Straße gewohnt (und kannten uns nicht – verrückt oder?). Vorher habe ich mit meiner ersten Band The Tapers schon Musik gemacht und hab es auch nie als Problem empfunden, dass ich die einzige Frau war – trotzdem hat es mich dann irgendwann gereizt eine Grrrlband zu gründen. Klingt gut! Die Welt ist klein. Wie würdest du deine musikalische Sozialisation beschreiben? Ich bin tatsächlich erst relativ spät zu der Musik gelangt, die mich heute begeistert. Eigentlich komme ich aus der Klassik – ich habe 13 Jahre lang Konzertgitarre gespielt. Mit 16, als das natürlich schon total uncool war, hab ich meine erste E-Gitarre zum Geburtstag bekommen und dank meiner Freund*innen angefangen mich mehr für Rock und Punk zu interessieren. Nach meinem Abi hab ich dann angefangen Musikwissenschaften zu studieren, weil ich auf jeden Fall irgendwas mit Musik machen wollte. Vor drei, vier Jahren ungefähr hab ich dann die tollen Menschen vom Bruno ist Dagegen Kollektiv kennengelernt, die mich seither auf jeden Fall auch krass geprägt, inspiriert und unterstützt haben! Und hast du noch andere Vorbilder, an denen du dich orientierst oder die dich inspiriert haben? Ich war eigentlich nie ein richtig großer „Fan“ irgendeiner Band, bis ich Ty Segall entdeckt habe. Ich hab mich lange schwergetan damit, die Musik, die ich mache für gut zu befinden, weil sie immer ein bisschen zu wenig punkig oder ein bisschen zu sehr Indierock war, bis ich Segall entdeckt habe. Begeistert hat mich vor allem, dass seine Musik so extrem vielseitig ist und musikalisch die verschiedensten Genres abdeckt. Das hat irgendwie dafür gesorgt, dass ich mir heute generell viel weniger Gedanken darüber mache, wie meine und unsere Musik wahrgenommen wird und das es mir wichtiger ist, dass das, was ich mache eben wirklich von mir kommt. Ansonsten inspirieren mich Größen wie Kim Gordon und PJ Harvey, aber auch die unglaublich vielen tollen Frauen, die in meinem direkten Umfeld aktiv sind und Musik machen! Die Bananas of Death, Riot Spears, die Divas, Chlor und so viele andere. Copyright: Andie Riekstina Schreibst du die Texte für eure Musik und um was geht es thematisch? Was ist dir und euch wichtig? Die meisten Texte schreibe (noch) ich. Uns ist es wichtig, dass die Texte in irgend einer Weise aus unserem eigenen Leben stammen. Wir haben wenig abstrakte Inhalte und lassen uns eher von alltäglichen Situationen inspirieren. Dazu zählen halt auch immer wieder sexistische oder anders diskriminierende Situationen – nichts desto trotz schreiben wir nicht unbedingt absichtlich politische Texte. Uns ist es wichtig, dass wir bei all dem Ernst der Themen trotzdem Spaß haben können und wir uns auch selber nicht zu ernst nehmen, daher finden auch Insider-Witze immer wieder Einzug in die Songs. Ganz allgemein geht es ums Leben und Sterben, um Freund*innenschaft und Feierei (inklusive ganz viel Cava natürlich!). Was denkst du sind die Gründe dafür, dass auf den Bühnen immer noch mehr Männer als FLINTA* zu sehen sind? Die Gründe sind vielseitig, aber wir kennen sie mittlerweile alle. Frauen wurden lange Zeit nicht so darin bestärkt, dass sie schon irgendwie was reißen können, wenn sie sich eine Gitarre und ein Amp zulegen (und werden es immer noch nicht), Männerbands empfehlen halt ihre Kumpels für noch offene Slots und Booker buchen Typen, da die halt „bekannter sind“(Ja, aber wer und was macht Bands denn bekannt? Komisch, komisch…). Zum Glück gibt es viele Gruppen und Kollektive, die das Ganze ordentlich ins Wanken bringen und sich lautstark über die Zustände beschweren, wie z.B. das GRRRL-Noisy Kollektiv. Nun bin ich zwar noch relativ jung und nicht so lange mit dabei, aber ich habe trotzdem das Gefühl, dass sich in der Szene etwas ändert. Gut möglich allerdings, dass das auch ein bisschen an der linken Berliner „Bubble“ liegt, in der ich mich viel bewege. Copyright: Andie Riekstina Hast du als Musiker*in schonmal negative Erfahrungen mit Sexismus oder Benachteiligung gemacht oder hat dir mal jemand versucht zu erklären, wie du Gitarre spielen sollst? Das wahrscheinlich einschneidendste Erlebnis war für mich eins an dem keine konkreten Personen beteiligt sind. Ursprünglich hab ich eher Singer/Songwriter-Zeugs gemacht und viel gesungen. Ich fand es in der Band anfangs ziemlich schwer „schön“ zu singen, vor allem weil ich permanent unzufrieden mit meiner Stimme war. Ich kann relativ tief singen und hab das auch gemacht, aber irgendwas war falsch. Wenn ich Musik gehört habe, habe ich mir ständig gewünscht, dass ich ein Typ wäre, weil die Männer, die singen, in meinen Ohren einfach viel besser klangen und die Stimmen besser zu der Musik gepasst haben, die ich auch machen wollte. Bis dann irgendwann *die Erleuchtung* kam und mir klar wurde, dass das einzig und allein daran liegt, dass ich kaum weibliche Vorbilder hatte und kaum Musikerinnen* gehört habe, die die Musik machen, die ich gut finde. Das hat sich mit dieser Einsicht zum Glück sehr geändert, aber manchmal mache ich mir immer noch krasse Gedanken über meinen Gesang und über meine weiblich klingende Stimme. Bezeichnest du dich als Feminist*in und wenn ja, […]
[…] - Luise von LAUDARE im Interview
Willkommen zurück bei GRRRLZ* TO THE FRONT nach der Sommerpause. Weiter geht es heute mit Luise von der Band LAUDARE. Und ja, ich habs jetzt kapiert: Metal ist nicht gleich Metal 😀 Viel Spaß beim Lesen und bleibt dran! Hallo Luise, schön, dass du Zeit für ein Interview bei mir hast. Personen aus Metal-Bands habe ich echt selten im Interview – das soll sich ändern! Vielleicht magst du erst einmal kurz was zu deiner Band LAUDARE sagen und wie du überhaupt zur Musik gekommen bist? Liebe Chrissi, herzlichen Dank für dein Interesse an Laudare! Tatsächlich empfinde ich das Label „Metal“ für Laudare gar nicht so treffend, bzw. erscheint es mir extrem verkürzt. Unsere Musik ist inzwischen so vielschichtig, dass es schwer fällt, dem ganzen einen Namen zu geben. Dass wir selbst die Musik als Metal bezeichnen, entsteht wohl aus einer reinen Notwendigkeit heraus. Wir kommen alle aus sehr unterschiedlichen musikalischen Kontexten und auch die Musikgeschmäcker innerhalb der Band und innerhalb der Bandmitglieder sind verdammt divers. Da fühlt sich niemand einer bestimmten Szene verpflichtet. Laudare besteht aktuell aus Olli (Drums), Daniel (Gitarre+Piano+Gesang), Almut (Cello+Gesang) und mir an Bass und Mic. Für mich auf jeden Fall eine große Ehre, mit so talentierten und fähigen Musiker*Innen Musik zu machen. Das ist unheimlich bereichernd und motiviert mich immer wieder zur persönlichen musikalischen Weiterentwicklung. Dickes Herzchen an euch <3 Ich selbst habe habe mir mit 14 von meiner Mutter und ihrem damaligen Freund eine E-Gitarre und einen kleinen Übungsamp schenken lassen. Damit fing alles an. Das Stichwort zur Motivation ist wohl Selbstermächtigung. Ich war ein sehr introvertiertes Kind, das trotzdem zu den „coolen Kids“ gehören wollte. Und da ich ein kleiner Nerd war und wenig natürliche Coolness besaß, war Rockmusik naheliegend 😉 Ich erinnere mich, dass ich in der Zeit davor eine furchtbare amerikanische Komödie gesehen habe. Darin ging es um eine Jugendliche, die E-Gitarre in einer Band spielte und so ein bisschen als Avril Lavigne Verschnitt dargestellt war. Die Szene, wie sie mit ihrer Band auf der Bühne stand hat mich schwer beeindruckt und in meinem Kopf entstand die Idee, wie ich aus meinem Mobbing-Opfer/Nerd Dasein ausbrechen könnte. Sportlich war ich nie versiert, sonst wäre ich vielleicht stattdessen auch einfach auf der Halfpipe gelandet 😉 Außerdem war der damalige Partner meiner Ma sehr musik-affin und spielte selbst Gitarre. Dadurch kam ich erstmals mit dem Instrument und klassischer Rockmusik (Jethro Tull, Pink Floyd, Rolling Stones, The Beatles, …) in Kontakt. Da meine Mutter zu der Zeit bei der AWO in Jena gearbeitet hat, kam ich dazu, in einem Jugendmusikprojekt in einem dortigen AWO Jugendzentrum anzufangen. Die nächsten Jahre verbrachte ich damit, mehr schlecht als recht alle möglichen Klassiker von Toto bis Queen auf der Gitarre zu lernen und in meiner Freizeit in meinem Kinderzimmer das Ärzte Songbook hoch und runter zu spielen/singen (peinlich, peinlich…) Zum Bass kam ich dann zwei Jahre später mehr oder weniger durch Zufall, weil der Basser von dem Projekt kurz vor einem Auftritt ausfiel und ich die einzige war, die gleichzeitig fix im Lernen war und an der Gitarre verzichtbar genug, dass ich einfach das Instrument switchen konnte. Seitdem hab ich die Gitarre kaum noch angefasst 😉 Kannst du dich an euer erstes Konzert erinnern? Wie war das für dich? Oder hast du vorher noch in anderen Bands gespielt und schon Bühnenerfahrung mitgebracht? Klar, unser erstes Konzert hatten wir im Kassablanca in Jena (auch dorthin ein dickes Herzchen <3). Damals noch zu dritt und mit Jussi an den Drums. Auf jeden Fall war das aufregend, aber auch eine super coole Erfahrung. Wir kamen da an – die Band gab es gerade seit einem halben Jahr – und haben das Ding kräftig abgerissen. Fairerweise muss man aber auch erwähnen, dass ich im Kassa absolutes Heimspiel habe und alle möglichen alten Freunde und Bekannte da waren. Bühnenerfahrung hatte ich allerdings schon vor Laudare reichlich. Allein durch das Jugendmusikprojekt, mit dem wir regelmäßig aufgetreten sind. Nach dem Abi habe ich mit Freunden meine erste eigene Band gegründet. Wir haben Metal gemacht (diesmal wirklich!) und für die Größenordnung, in der wir unterwegs waren, hatten wir vergleichsweise recht viele Gigs. 10/2020 aktuelles Laudare Promo Pic (jetzt mit Cello und Almut!), Photo by Nick Schilling (@tattooer_nivk) Was denkst du über Frauen/FLINTA* im Metal? Noch schwieriger? Noch spezieller? Noch seltener als in anderen Genres? Uff, schwer zu sagen. Ob das nun wirklich seltener vorkommt, als in anderen Genres, aber dafür stecke ich wohl inzwischen einfach nicht mehr tief genug in der Metal-Szene. Auf jeden Fall kann ich sagen, dass ich im reinen Metal-Kontext öfter sexistische Kommentare hören musste, oder gerade von jungen Konzertbesuchern angesprochen wurde, dass sie noch nie eine Frau gesehen hätten, die Musik macht. Das spricht also vielleicht für die These. Mir fällt es tatsächlich schwer, auf diese Frage zu antworten, ohne dass ich das Gefühl bekomme, einer ganzen Szene unrecht zu tun. Ich stecke schon lange nicht mehr drin in der Metal Szene. Meine Erfahrungen in der Richtung sind einige Jahre her und weil es eben Erfahrungen sind, geben sie kein umfassendes Bild wieder. Ich kenne tatsächlich durchaus einige Metalbands verschiedener Größenordnungen, die Frauen dabei haben. Nur spielen die häufig entweder eine untergeordnete Rolle, müssen als engelsgleicher Kontrast zum vor Maskulinität strotzenden Rest der Band herhalten, oder behaupten sich ihren Raum durch extreme Hau-Draufigkeit. Ein einfaches, authentisches „Hey, ich mache geile Musik, und ja, ich bin auch eine Frau, aber vor allem bin ich als Musikerin hier.“ vermisse ich da meist. Letzten Endes entsteht nur auch diese Bewertung aus der Tatsache heraus, dass so wenige Frauen Metal machen. Das Rollenspiel auf der Bühne gehört geschlechtsunabhängig wohl einfach dazu und fällt mir bei den Musikerinnen einfach mehr ins Auge, weil es ein ungewohnteres Bild ist. Im Studium habe ich mal eine Hausarbeit darüber geschrieben, welche Rolle Frauen in Metalbands spielen und wie die Geschlechtsidentität der Musikerinnen (bzw. speziell Sängerinnen) die Brandingstrategie ihrer Bands/Projekte bestimmen. Zwei meiner Hauptbeispiele, die den zuvor angesprochenen Gegensatz gut illustrieren waren Tarja Turunen und Otep Shamaya. Fairerweise muss ich dazu sagen, […]
[…] - Liz vom RAMPAGE ZINE im Interview
Bevor ich mich mit der Interview-Reihe nach fast anderthalb Jahren wöchentlicher Veröffentlichung in eine kurze Sommerpause verabschiede, gibt es heute hier noch ein besonders tolles Interview mit Liz, die Macherin des Rampage Zines ist. Die neueste Ausgabe ist so gut wie in Druck und kann bereits vorbestellt werden – solltet ihr euch also nicht entgehen lassen! Viel Spaß beim Lesen und bis irgendwann im August 😉 Hallo Liz, super, dass auch du hier mitmachst! Du machst das RAMPAGE ZINE, mit sehr viel Hingabe und Liebe zum Detail. Seit wann machst du das und wie kam es überhaupt dazu? Hey Chrissi, vielen Dank, ich hab mich sehr über deine Anfrage gefreut! Das Rampage Zine ist ein Herzensprojekt von mir, mit dem ich 2018 begonnen habe. Damals sah ich zufällig eine Doku über die 90s Riot Grrrls und deren Zines. Die Idee, feministischen Aktivismus mit den eigenen Hobbies zu verbinden und gleichzeitig etwas Kreatives zu machen, hat mich direkt begeistert. Ich schreibe und bastele eigentlich schon mein ganzes Leben lang, nur behielt ich die Ergebnisse bis dahin meist für mich. Ganz lange hatte ich nach einem Weg gesucht, meine ganzen Leidenschaften und Interessen irgendwie bündeln zu können, etwas Produktives dabei entstehen zu lassen und gleichzeitig auch ein kreatives Ventil zu haben, um Belastendes zu verarbeiten. Ein Zine erwies sich plötzlich als das perfekte Medium dafür! Seine unkonventionelle Form und der damit verbundene DIY-Gedanke überzeugten mich recht schnell davon, einfach mal zu machen und meine Texte mit anderen zu teilen. Es gab keine Vorgaben oder Regeln, ich konnte über das schreiben, was mich interessierte oder beschäftigte und mich auf dem Papier austoben, sodass ich es am Ende als schön empfand. Die Angst vorm Scheitern, die einen oft davon abhält, Neues anzufangen, hat beim Zine irgendwie nicht so sehr gegriffen. Weil ich dachte: Scheiß drauf! Im schlimmsten Falle interessiert es eh niemanden, was du hier machst und im besten Fall gibt es mindestens eine Person, die sich darüber freut. Außerdem sollte mein Zine auch eine Plattform für andere Personen werden und den Perspektiven Raum geben, die sonst nicht so oft gehört werden. Am Ende hat die Passion über die Unsicherheit gesiegt. Natürlich war es anfangs trotzdem eine kleine Überwindung, das erste Rampage zu veröffentlichen. Ich fing einfach klein an: zuerst bekamen es ein paar gute Freund*innen, dann ließ ich es anonym irgendwo in der Stadt liegen, irgendwann bekamen auch fremde Leute davon mit und nach einem Jahr traute ich mich schließlich, einen Instagram-Account fürs Rampage Zine einzurichten. Seitdem hat sich alles so cool entwickelt, damit hätte ich niemals gerechnet. Wurdest du dazu durch andere Zines inspiriert oder fehlen dir bestimmte Inhalte in anderen Zines, die du dann selbst einbaust? Im Prinzip wurde ich zuallererst durch die Zines der Riot Grrrls inspiriert, die ich aber nur online und im Fernsehen gesehen hatte. Weil ich so fasziniert von diesem für mich neuen Medium war, widmete ich mich in meiner Bachelorarbeit dem Thema Zines von und für FLINTA* in der Punk- und Hardcoreszene. Die Forschung dazu war total spannend und eröffnete mir natürlich schon einige Einblicke in die Zine-Szene, bevor ich überhaupt selbst aktiver Teil dieser war. Während der Recherche entdeckte ich großartige feministische Zines, die mein Projekt sicherlich auch mit beeinflusst haben. Ich glaube, man kann nicht wirklich sagen, dass in anderen Zines etwas „fehlt“, denn jede*r bearbeitet eben das, was dieser Person wichtig ist und was diese fasziniert. Zines sind unglaublich individuell. Es liegt dann in der Natur der Sache, dass nicht jedes Zine von allen als ansprechend empfunden wird. Da hast du Recht! Hast du ein Lieblings-Zine? Oder kannst du noch andere empfehlen? Oh! Das eine Lieblings-Zine habe ich nicht, vielmehr ist es oft die Gestaltung (ob inhaltlich oder äußerlich) verschiedener Zines, die mir gefällt. Dazu gehören z.B. das Mantis Magazine, Klub Krach, Untypisches Wildes Verhalten, Okapi Riot, Brot, La Haine & Rubberxhead. Auch die Arbeit der Zinemacher*innen @de.construct, @zine.me.up, @zinista.zinista, @collective_theo, @femmefilthpress und @diycraftofficial verfolge ich super gern. Wichtig für die Zine-Community sind natürlich auch Distros oder Kollektive, die als Plattformen für Zines fungieren, wie die @munichzinelibrary oder das @hungry_eyes_zinefest. Generell könnte man sagen, dass ich es immer schätze, wenn Leute sich damit befassen, wofür sie selbst brennen und das Ganze so umsetzen, dass es ihren Bedürfnissen gerecht wird. Dabei ist es dann egal, ob sich das Zine um Anarchie, Hexenkräuter oder malaysischen Metal dreht. Ich finde es spannend, wenn man auch ein bisschen was von der Persönlichkeit hinter den oft anonym bleibenden Zinemacher*innen entdecken kann. Am besten schaut man sich einfach ein bisschen in den bekannten sozialen Medien um – ich bin fast sicher: zu jedem noch so nerdigen Interesse lässt sich ein passendes Zine finden. Machst du Reviews zu Büchern, Musik oder Filmen oder ganz was anderem? Was ist deine letzte Empfehlung an die Leser*innen? Absolut, Reviews zu Musik, Büchern, Filmen und Serien sind jedes Mal ein wichtiger Teil des Rampage Zine. Meist wird dabei proaktiv Output besprochen, der mich bzw. die Schreibenden selbst überzeugt hat und den man dann weiterempfehlen und supporten möchte. Ab und zu bekomme ich auch Musik und Bücher von Bands oder Autor*innen zur Besprechung zugeschickt. In der kommenden Ausgabe werden z.B. neue Tapes von der Leipziger Band Baumarkt und Fotokiller aus Berlin besprochen (& empfohlen). Auch Interviews führe ich gern mit Bands, Personen oder Kollektiven, die coolen Projekten nachgehen und die auf irgendeine Weise (sub)kulturell unterwegs sind. Letztes Mal z.B. mit Akne Kid Joe und der Angeschimmelt Youth Crew, einem Konzertkollektiv aus Darmstadt. Das letzte Buch, das ich gelesen habe und wirklich gut fand, ist „Dicht“ von der österreichischen Autorin Stefanie Sargnagel. Urkomische, selbstironische und doch herzerwärmende Geschichte über ein paar liebenswerte Anti-Helden der Wiener Gesellschaft. Was würdest du sagen macht dein Zine besonders? Hast du persönlich eine Lieblingskategorie, etwas, auf das du dich jedes Mal ganz besonders freust? Es ist gar nicht so leicht, das für sein eigenes Zine zu beantworten. Von anderen wurde mir jedenfalls rückgemeldet, dass die Mischung der Inhalte und Kategorien doch recht außergewöhnlich wäre. Viele Zines, die sich mit Musik […]
[…] - Musikjournalistin Julia im Interview
Bei GRRRLZ* TO THE FRONT spreche ich heute mit Julia, die bei verschiedenen kommerziellen und DIY-Magazinen schreibt. Für mich persönlich immer wieder spannend auch da mal einen Blick hinter die Kulissen werfen zu können und zu hören, wie der Umgang mit FLINTA* Content dort läuft. Enjoy! Hallo Julia, toll dass du dir die Zeit genommen hast mir hier ein paar Fragen zu beantworten. Genau wie vorher bei “Frauen im Musikbusiness” sollen auch hier nicht nur Musiker*innen zu Wort kommen, sondern auch Akteur*innen drum herum. Du schreibst für verschiedene Zines und gerade für mich ist es auch immer interessant Menschen zu befragen, die eben auch irgendwo über Musik schreiben. Erzähl doch mal kurz was du so wo schreibst und wie es dazu kam. Hallo Chrissi, ich danke dir natürlich auch für deine Zeit und das Projekt! Angefangen hat meine Begeisterung für Musikjournalismus mit circa 12 Jahren beim ersten Spontankauf einer VISIONS, selbst tätig wurde ich dann aber erst mit 20 Jahren beim Online-Blog minutenmusik. Auf diesen war ich durch Instagram gestoßen und dachte, dass das meine Liebe fürs Schreiben und für die Musik perfekt vereinen würde. Mittlerweile ist das Ganze ziemlich eskaliert: Ich teile mir bei minutenmusik mit 2 Kollegen die Chefredaktion, außerdem bin ich nach diversen Praktika als freie Autorin für VISIONS, Galore, Missy Magazine und den coolibri tätig. Das ist auf jeden Fall ne Menge! Was machst du am liebsten und warum? Reviews schreiben, Interviews, etc…? Mittlerweile definitiv Interviews! Reviews gehen mir mittlerweile leichter von der Hand, bei Interviews muss ich mich aber bewusst jedes Mal wieder tief mit den Künstler*innen auseinandersetzen und beim Gespräch selbst bin ich jedes Mal super aufgeregt. Aber so nah kommt man Musiker*innen sonst nie und es waren bis jetzt – glücklicherweise – durchweg tolle Erfahrungen. Das sind ja sehr verschiedene Bereiche in Bezug auf die Kommerzialität, kannst du da Unterschiede feststellen, gerade wenn es um die Sichtbarmachung von FLINTA*s in der Musik geht? Wie schätzt du das ein? Auf jeden Fall! Man darf natürlich nicht vergessen, dass es etwas komplett anderes ist, einen Blog aus Leidenschaft zu führen und ein kommerzielles Magazin zu leiten, von dem auch Existenzen abhängen. Ich denke, man muss bei letzterem definitiv auch mal Kompromisse für die Zielgruppe eingehen und die ist – gerade im Bereich Print und Rock – dann doch jenseits der 40, oftmals weiß und cis-männlich. Ich selbst kann das kaum nachvollziehen, aber Erfahrungen zeigen es dann doch: Ja, die Leute wollen wirklich das 500. Special zu Kurt Cobain lesen, statt neue junge Bands aus der Subkultur kennenzulernen. FLINTA*s sind da definitiv deutlich unterrepräsentiert, das ist bei einem bewusst feministischen Magazin natürlich etwas komplett anderes. Hier erwarten die Leser*innen ja diese Repräsentation. Dennoch sehe ich bei allen Magazinen, für die ich schreibe, das Bestreben, diese Ungleichheiten zu verändern, was für mich auch mittlerweile ein Ausschlusskriterium dafür wäre, überhaupt für ein Magazin zu schreiben. Und in den Redaktionen? Durch meine nun eigene Erfahrung bin ich irgendwie hellhörig geworden und frage gern mal nach, wie ausgeglichen das Geschlechterverhältnis in anderen Redaktionen ist und ob nicht genau das auch manchmal dazu beiträgt wie ausgewogen Inhalte ausgewählt werden – würdest du das bestätigen oder hast du da andere Erfahrungen gemacht? Kann ich komplett bestätigen! Je diverser die Redaktion, desto diverser der Output! Und ich würde sogar noch weiter gehen: Desto diverser auch die Zielgruppe. Dass so viele Frauen und Queers mittlerweile das Interesse an Rock, Punk und Co verloren haben, liegt sicherlich auch an der fehlenden Repräsentation von FLINTAQ*s in großen Magazinen und bei Festival-Line-ups. Kein Wunder, dass diese scheinbar vor Testosteron strotzende Macho-Kultur, wie wir sie bei Rock am Ring erleben, wenig Anziehungskraft auf FLINTAQ*s hat. Männerbünde sind eben auch hier ein ernst zu nehmendes Thema und die großen Legenden, die immer wieder herausgeholt werden – meist ausschließlich weiße Cis-Männer. Und so toll viele meiner männlichen Kollegen auch eingestellt sind, am Ende sind die Jahresbestenlisten und besuchten Konzerte oft doch reine Macker-Angelegenheiten. Phoebe Bridgers und Billie Eilish sind da zwei große Ausnahmen. Schön wäre es natürlich, wenn da mehr käme als rein performativer Feminismus. Wie sieht es mit geschlechtergerechter Sprache aus? Das ist ja nun vor allem bei Print ein immer größeres Thema für ein Selbstverständnis und vor allem in der Umsetzung dann interessant. Wird das von allen getragen? Der Weg war lang und steinig, aber ja: Ich darf (!) endlich bei allen Magazinen gendern und genau das tun Chefredaktion und die meisten Kolleg*innen auch. Ich glaube schon, dass es jetzt eben einfacher ist, wenn auch öffentliche Medien wie die Tagesschau die geschlechtergerechte Sprache verwenden und dadurch weniger Reibung mit den eigenen Leser*innen entsteht. Einige Medien – z.B. Missy – haben das Gendern ja sehr früh bewusst als Sichtbarmachung patriarchaler Machtstrukturen genutzt, mittlerweile sind Gendersternchen viel normaler – schön – und deswegen auch deutlich weniger revolutionär – schade. Deswegen, das ist natürlich klar, darf es hier auch nicht aufhören mit der Solidarität. Fühlst du dich in deiner Arbeit als Redakteurin manchmal nicht ernst genommen, deinen männlichen Kollegen gegenüber irgendwie im Nachteil oder hast du vielleicht ganz andere Erfahrungen gemacht, die du hier teilen willst? Obwohl ich weiß, dass ich damit absolut nicht die Norm und Realität weiblicher oder queerer Redakteur*innen abbilde, kann ich das so nicht bestätigen. Selbst in der fast ausschließlich von Männern besetzten Redaktion beim Visions wurde ich zu jedem Zeitpunkt gleichwertig zu männlichen Mitstreitern behandelt. Traurig genug, dass man das hier so positiv hervorheben muss. Das größte Lob geht aber an die männlichen Kollegen bei minutenmusik, die sich sehr früh über feministische Themen informiert haben und stets bewusst auch immer wieder die Bühne für meine weiblichen Kolleginnen und mich geräumt haben. Mit ihrem selbstkritischen und sensiblen Umgang mit diesem Themenkomplex fühle ich mich super wohl und weiß, dass das ernst gemeinte Allies sind. Was denkst du sind die Gründe dafür, dass im Punk, HC, Metal usw. mehr Männer als FLINTA* auf der Bühne stehen? Ist die Berichterstattung nicht sogar Teil des Problems oder zumindest der Abbildung einer Realität, die sich so nie ändert? Das ist […]
[…] - Bimmi von THE MELMACS im Interview
Heute gibts hier mal wieder ordentlichen Sachsen-Content, den ihr mit einem weinenden, aber mindestens auch zwei lachenden Augen lesen könnt. Zieht euch einfach mal rein, was Bimmi von The Melmacs so an Erlebnissen und Ansichten auf den Tisch packt – und denkt vor allem auch mal drüber nach. Super Interview, mir hats echt ein bisschen das Herz weggefetzt. Bis nächste Woche! Hallo Bimmi, super, dass du Zeit hast mir hier in der Interview-Reihe ein paar Fragen zu beantworten. Hi Chrissi! Jups, klaro! Danke fürs Fragen und Beackern dieser wichtigen Themen – sehr, sehr gerne! Erstmal zu dir, wie bist zur Musik gekommen? Hast du vor The Melmacs schon in anderen Bands gespielt? Für mich ging es früh an der Kreismusikschule Bautzen steil. Ich habe das Itsy-Bitsy-Spinne-Lied auf der Flöte gezockt, danach gab es jahrelang Klavierunterricht bis ich noch Schlagzeug lernen wollte. Das ging aber nicht. Danke, Plattenbauakustik. Dafür weiß ich, was A-Moll und G-Dur sind. Die Kracher auf den Tasten hießen „Der Mai ist gekommen“ und als er wieder gegangen ist, bin ich saisonal auf „Jingle Bells“ umgeschwungen. Später habe ich ABBA und die Beatles zum Besten gegeben. Meine Nachbarn kannten neben den Onkelz nun auch Let It Be. Ich fand das irgendwie passend. Mit 14 wurde das aber lame. Viele Freunde waren in Punkbands und spielten da Gitarre, Bass und Drums. Ich saß vor meinem Bucheholzregal und Roland, meinem Keyboard, den damals niemand im Punk brauchte. Musik gemacht habe ich dann nur noch im Publikum von Konzerten bis die Stimme heiser und die Kröten verbimmelt waren. Meine erste Band war übrigens der Schulchor. Nee, keine Deutschpunk-Band. Mitgemacht habe ich, weil ich in der Masse untergehen konnte und mir so oft die Singe-Kontrollen im Musikunterricht erspart blieb. Die haben mir nicht nur Lemon Tree und Paint It Black von den Stones versaut, sondern auch meine Unbekümmertheit, vor Leuten zu singen. Alle wurden dafür ausgelacht. Von allen – Pubertierende halt. Und da keine*r gern für das ausgelacht wird, für das eh schon Mut dazu gehört, habe ich mich nie nie wieder getraut, zu singen. Bei allen anderen Dingen war mir das völlig Hupe – aber beim Singen war Sense. Irgendwann habe ich angefangen, zusammen mit Remo und Max halb-versteckt Musik zu machen. Es ging um Remis Akustik-Projekt Remo Devago – Max dazu auf der Gitarre, ich auf Kreismusikschul-Roland. Plötzlich sollte ich Background singen. Abfahrt! Keine Chance. Die beiden haben aber immer wieder Versuche gestartet – dann der Durchbruch: 3 Worte Backings. Wow. Großes Lob der beiden. Ein ernst gemeintes vor allem. Dafür, dass ich mich getraut hatte. Eines abends waren wir dann leicht angekippt in der Chemiefabrik in Dresden. Max und Remo haben gefachsimpelt, was sie starten und wer singen könnte. „Laser-Bimmi macht das“ war Max‘ Antwort. Ich stand zufällig daneben und meinte „Okay“und war dann selbst erstaunt, als ich dann wirklich mit Mikro im Proberaum stand – absolut null Plan, was ich hier tue, aber fetzt! Zusammen mit Connie an den Drums gings es dann Ende 2018 los mit den Melmacs – meine erste richtige Band. Und dann auch noch mit Roland anno 1996! Ein geiler Einstieg! Wo habt ihr schon überall gezockt, gibt es ein besonders tolles Konzert oder eine Location, die dir besonders in Erinnerung geblieben ist? Huii, ich freue mich so darüber, in das Melmacs-Ding hinein geschliddert zu sein, dass ich jeden einzelnen Gig super doll schätze. Ob die Location groß oder klein ist, ob sie in einem Szenekiez mit 100 Leuten im Publikum oder in Hintertupfing mit 5 Leuten liegt, ist mir Schnuppe. Ich liebe es einfach, mit fremden Menschen, mit denen es aber sofort vibet, eine richtig gute Zeit zu haben und sich gegenseitig mitzureißen und wertzuschätzen. Das ist bei uns glücklicherweise bisher bei vielen Bands und Locations der Fall gewesen – ich denk da an die süßeste Crew vom Klubhaus in Saalfeld, an unsere legendäre Minitour mit Piefke, an die beste Zeit mit Ben und Maria von true believers shows und den Meinheimers-Mäusen in Hannover, ans Nikola-Tesla in Chemnitz, an Thomas und Badi in Innsbruck, an Nolti vom New Rose Punkrock Radio, an die schönsten Festival-Sausen aufm Back To Future und Rock’n’Wagon Festival, an unsere Gigs mit FCKR im Conne Island oder, oder, oder! Das ist immer so viel positive Energie, gute Musik, schöne Gefühle, gute Gespräche, zu viel und zu wenig Alkohol, Sonnenstrahlen am nächsten Morgen – ich mag einfach alles daran! Da komme ich direkt mit ins Schwärmen… Wir haben aber irgendwie immer noch Corona, habt ihr die Zeit genutzt, um was neues aufzunehmen? Wie steht ihr zu Live Streams? Wir tüfteln gerade an unserem ersten Album. Das zieht sich schon seit einem Jahr, dafür ist alles handverlesen. Wir stecken mitten in den Aufnahmen, die wir dank Mäximum Heat (Glooven Studios, Leipzig) luxuriös selbst machen können. Und sobald wir genug Pfandflaschen sammeln waren, um eine Vinyl daraus zu pressen, kommt es Frühjahr oder später endlich bei Kaufland ins CD-Regal. Jippie! Und zu Live-Streams: Maaah, ich habe mir 3 streams angeguckt. Die ersten beiden motivierter, den dritten aus Verzweiflung. Ich verstehe das alles und ich verstehe auch, warum es vielen Bands etwas gibt. Ist bei mir nicht so. Mir fehlen die Menschen. Reine Konzerte-Livestreams würde ich nicht spielen. Anders ist es, wenn das Ding einer guten Sache dient, z.B. um Clubs oder Organisationen zu supporten. Aber auch da hab ich während der Pandemie eher andere Wege eingeschlagen. Hast du persönliche Vorbilder in Sachen (Frauen)-Punkrock? Wen und warum? Ich habe mit Absicht keine bewussten Vorbilder, auch wenn ich Wegbereiter*innen und Urgesteine natürlich in vielerlei Hinsicht wichtig und spitze finde. Ich mag mich aber nicht an große Namen oder eine bestimmte Art und Weise, Musik oder Dinge zu machen, hängen. Ich will einfach aus mir heraus tun, was sich für mich gut anfühlt – als kleines Würmchen in einer großen Enterobiose. Oft dienen große Namen ja auch als Maßstab. „Du klingst wie…“ – maaah! Ich weiß, das ist oft lieb gemeint, aber ich will einfach mein Ding machen – auch wenn ich manchmal nicht […]
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