Batman? Kiss? SOKO LiNX!

28. Juli 2022 Andi 0 Interviews, News,

Karsten Kriesel interviewt SOKO LiNX

Während fast ganz Deutschland Punks auf Sylt eher entspannt weglächelt, zeigt ein Trio aus Leipzig, dass es auch provokant geht. Die Selbstbeschreibung ist einem Polizeibericht nachempfunden, sie tragen Sturmhauben und Pseudonyme. Sie singen über Connewitz, Nazis und Staaten gründenden Kartoffelsalat, also Deutsche. Und sie nennen sich nach Sachsens berüchtigt umstrittener Ermittlungseinheit. Auf den ersten Blick könnte man SOKO LiNX einfach für eine recht krawallige Punkband halten. Wären da nicht Tonnen subtiler Humor, poppig eingängiger und doch unberechenbarer, mit Elektro angereicherter Punkrock in auch mal neonbunten Musikvideos. Es wirkt mitunter, als hätte SOKO LiNX sich aus frischen Konzerthandtüchern der Ärzte geklont, dann wieder, als wäre man aus dem verstreuten Konfetti von Deichkind gekeimt. Nach schnell die Szenerunde machenden Singles erscheint nun ihr Debut „Auf die Fresze. Fertig. Los!“ bei Bakraufarita Records, für das Live-Booking hat sich Plastic Bomb ihrer angenommen.
Im gut gelaunten Interview erzählen die Bandmitglieder SiKO LONX und OXON KiLS von Humor und Selbstschutz, Pop und Pöbellust. Mitglied Nr. 3, NiXS KOOL, war derweil lieber im Urlaub.

Karsten Kriesel: Erste Frage: Gab es eigentlich schon Gewaltandrohungen aus der rechten Mitte, weil ihr euch für eure vorletzte Single mit dem berüchtigten Antifa Sebastian Krumbiegel zusammengetan habt?
SiKO: Nö, weil die wissen ja gar nicht, wer wir sind. Es gab vielleicht den einen oder anderen unnetten Kommentar, ansonsten halten die sich noch sehr sehr zurück.

KK: Zweite Frage: Gab es eigentlich schon Gewaltandrohungen aus der Punkszene, weil ihr euch für eure vorletzte Single mit Popper und Fernsehfresse Sebastian Krumbiegel zusammengetan habt?
SiKO: Ganz im Gegenteil. Es gibt Leute die sagen RESPEKT! Und wir freuen uns, dass das geklappt hat, aber es hat gar nicht die Reichweite gebracht, die wir uns gewünscht hätten (lacht). Da war das Feature mit Rodi von 100 Kilo Herz ein bisschen besser. Aber für uns war es wichtig, ihn mal zu fragen. Mit unserer Vorgängerband haben wir mal zusammen gespielt und da hat sich ein netter Kontakt ergeben, wo ich einiges für mich richtig stellen konnte. Denn auch ich hatte ihn anders bewertet vorher. Dadurch, dass OXON und ich ja auch irgendwie mit den Prinzen in die Musik eingestiegen, schließt sich da jetzt ein Kreis. Da waren die Zwölfjährigen in uns sehr sehr happy!
OXON: Aber um nochmal auf deine Frage zurück zu kommen: Klar, wir haben uns gedacht, wenn wir jemanden wie Sebastian Krumbiegel haben, kriegen wir vielleicht ein zwei Klicks nicht nur aus der Szene mehr. Und kritische Stimmen kommen ja vielleicht noch…

KK: Ok, mal quasi ernsthaft, wenigstens ein bisschen: Ihr seid alle drei Musiker, die auch in anderen Bands aktiv sind bzw. waren: Wie kam es zu SOKO LiNX?
SiKO: Die anderen Bands, wo OXON und NiXS spielen sind ja eher so…?
OXON: Inaktiv!
SiKO: Ich hatte einfach Lust, wieder eine Band zu gründen und weil ich die Beiden schon kannte, habe ich sie halt gefragt. Dann hieß es ja, aber wenn, dann total neu. Neue Band, neues Konzept. Und wenn, dann auch neue musikalische Elemente, deswegen ist Elektro mit rein gekommen, obwohl wir alle drei aus dem Punkrock kommen. Dann kamen die Masken dazu, die Namen als Anagramme von SOKO LiNX. Alles Neuland.

KK: Also gingen konzeptionelle und musikalische Idee Hand in Hand?
OXON: Es ist wie so ein Treppenhaus: Du bist unten und willst in den vierten Stock. Da fängst du mit der ersten Stufe an und weißt noch gar nicht, wie die fünfte ist. Die kommt dann halt einfach. Und dann läuft man von Stockwerk zu Stockwerk mal auf der Seite, mal auf der anderen, mal in der Mitte der Treppe. Wir saßen jetzt nicht am Reißbrett und haben gesagt, wir entwerfen jetzt mal eine Band.
SiKO: Es gab ganz am Anfang auch Interviews, wo wir noch mit Klarnamen erzählt haben, wir haben eine neue Band. Dann fiel uns das mit den Masken und Namen ein und wir haben versucht, dass wieder löschen oder wenigstens umschreiben zu lassen. Aber wir sind auch nicht zu hartleidig: Wenn mich jemand zum zehnten Mal anspricht und sagt, du bist doch der von SOKO LiNX, dann hab ich irgendwann auch keinen Bock mehr, die Rolle zu spielen und sage, ja … aber jetzt mach nicht noch Fotos!

KK: Wie kommt ihr zu euren Songs und Texten: Kollektiv, oder gibt’s Verantwortlichkeiten?
SiKO: OXON und ich schreiben im wesentlichen die Songs für uns jeweils zu Hause grob fertig. Da weiß man dann schon grob, wo es hingehen soll und es stellt sich dann gemeinsam die Frage: Wollen wir das so machen, ja oder nein? Bei OXON gibt es da ein bisschen mehr Freiheit für alle anderen, ich selbst spiele schon Bass ein, programmiere Schlagzeug und da bleibt nicht mehr ganz so viel Raum.
OXON: Bei seinen Songs weiß man schon sehr genau, wird das ein Hit oder nicht. Bei meinen heißt es eher: das Demo ist schlecht, aber da können wir noch einen Hit draus machen.
SiKO: Jetzt bei der ersten Platte ist es relativ klar abgesteckt, wer Urheber des Songs ist, mittlerweile verschwimmen die Grenzen immer mehr, wir sind inzwischen ein bisschen offener. Und die Texte, die OXON und ich schreiben sind ja per se immer gut. Das müssen wir auch so einschätzen, sonst wäre es ja Quatsch für viel Geld ins Studio zu gehen.

KK: Neue Band, viel Bock, gute Songs: Wie ist das heutzutage mit Labelfindung und Release Planung? Man hört ja immer wieder Meckerein über Vinylstau und Labels, die mehr pokern als kümmern…
SiKO: Mit unserem Label, Barkaufrita haben wir richtig Glück, auch mit Bönx, unserem Ansprechpartner. Ich fühle mich da Pudelwohl. Davon angesehen hatten wir auch nicht wirklich mehr Möglichkeiten.
KK: Und die habt ihr direkt für euch gewonnen?
SiKO: Bönx hat sich schon ein bisschen geziehrt. Wir haben unser Zeug dahin geschickt und es kam erstmal eine ganze Weile kein Widerhall.
OXON: Es gab auch bis heute kein „Ja“, dass wir die Platte machen. Aber wie du siehst, haben wir sie gemacht.
SiKO: Es hieß von ihm nur „also, wenn wir es machen, brauch ich von euch noch das und das und das“, und dann kam von uns das und das und das, da fing dann die Zusammenarbeit einfach an. Ich bin mega happy, weil so ein kleines Label viel vertrauer ist. Ich kenne das auch bei größeren, da bist du halt nur eine Band unter vielen und wenn du nicht funktionierst, wirst du halt gekickt. Bönx hat zu uns die gesagt, die Vorstellung, die wir von der Platte haben, ist „ein finanzielles Desaster“, aber er hat es machen lassen.
Und wegen Vinylstau: Wir haben sieben Singles vorher raus gebracht, das hat natürlich einen Grund. Wann kommt denn die Platte? Wissen wir noch nicht! Gut, machen wir noch eine Single … so ging das eine Weile jetzt bis Juli.
OXON: Du willst natürlich mit deiner Musik raus, die Clubs sind durch den Konzertstau in Folge von Corona ziemlich ausgebucht. Und um an Gigs zu kommen, müssen die Leute natürlich auch von dir hören!

KK: Haben euch als Nicht-Hauptberufs-Musiker und gerade erst startende Band die letzten zweieinhalb Jahre schwer getroffen? Oder nimmt man dann einfach ein bisschen mehr Anlauf?
SiKO: Wir haben eher die Not zur Tugend gemacht, wir hatten halt Zeit und dachten, dann können wir auch eine Platte machen.
OXON: Wir hatten im Dezember 2019 die Idee zur Band, im März sollten der erste Gig sein, wir haben viel geprobt. Eine Woche vorher: Corona, abgesagt, tschüß…
SiKO: Aber aus dem Impuls daraus, trotzdem nicht ins Leere laufen zu wollen, dachten wir: Wir haben um die 45 Songs, mehr oder weniger fertig, da picken wir uns jetzt die Rosinen raus und machen die Platte.

KK: Ich höre auf der Platte Gitarre, Bass, Schlagzeug und jede Menge elektronische Spielereien. Aber ihr seid nur zu dritt: Wird live gesampelt oder aufs Geschrammel zurück gebrochen?
SiKO: Das Elektrozeug kommt aus der Konserve, alles andere wäre für uns als kleine Band zu kompliziert. Manche Songs, die nur ein bisschen Synthie-Anteile haben werden aber auch auf Punkrock runter geschraubt.

KK: Ok, reden wir mal über die zwei Elefanten bei Euch im Proberaum: Der erste halbe: Was soll das mit den Masken? Antifa-Folklore und Show oder wollt ihr wirklich, dass man nicht weiß, wer ihr seid?
SiKO: Ich antworte mal ehrlich. Ich arbeite als Pädagoge und möchte da gern weiterhin gebucht werden. Es gibt manchmal so eine Stimmung, ich war mal in Dresden und habe mit Sozialarbeitenden einen Workshop gemacht. Da habe ich schnell festgestellt, die sind gar nicht so liberal und links, wie ich es mir gewünscht hätte. Da gab es tatsächlich Anfeindungen weil ich Björn, Entschuldigung, natürlich Bernd Höcke angeführt habe als jemanden, der die Pressefreiheit weder ehrt noch wahren möchte. Da wurde mir vorgeworfen, ich hätte mich nicht „neutral“ verhalten. Da denke ich mir dann, ok, dann schütze ich mich in meinem Beruf. Das war der erste Gedanke dazu, als die ersten Videos online gegangen sind. „Ihr habt hier nichts zu suchen“ ist jetzt nicht so nett der Polizei gegenüber, nicht dass dann jemand denkt…
OXON: „…dem verkaufe ich in Leipzig kein Fahrrad mehr!“
SiKO: Genau. Der zweite Gedanke war: Wir sind sehr explizit, vor allem gegen Nazis. ich kenne Journalisten, die von Nazis angefeindet werden. Ich kenne Leute im provinziellen Bereich, die massiv unter Druck geraten. Das wollten wir uns alles so ein bisschen ersparen.
Wenn sich Leute aus solchen Gründen Mühe geben, zu wissen, wer wir sind, müssen wir es ihnen ja nicht ganz so einfach machen. Und ich merke an mir, dass ich dadurch freier schreibe, wenn ich nicht unmittelbar als Person damit in Verbindung gebracht werde. Zu ernst nehmen wir es nicht. Wir sitzen hier mit dir ja auch ohne Maske. Es geht nur darum, ein bisschen die Spuren zu verwischen.
OXON: Aber man muss schon ergänzen, es gibt einfach Leute, die gerade mit Masken ihre erfolgreichsten Zeiten hatten: Batman, Kiss, Sido, was ist der denn jetzt ohne Maske?
SiKO: Total langweilig und bestimmt pleite!
KK: Slipknot wären nur halb so spannend ohne den Maskenzirkus…
SiKO: Deswegen!
OXON: (lacht) Also, es hat auch ästhetische Gründe, wir werden ja auch nicht hübscher und jünger.
SiKO: Ja, wir bewahren uns damit auch ein bisschen unsere Jugend. Ach, und es ist einfach cool, wenn man nicht sofort einzuschätzen ist, dass nährt den Mythos.

KK: Nächster halber Elefant: Müsst ihr die Leute wirklich so mit eurem Namen verschrecken? Ich habe ja schon gehört, dass sich Veranstalter, die öffentlich gefördert werden, überlegen, ob sie Euch auf die Flyer drucken?
SiKO: Wir wurden tatsächlich bei einem Stream mal insofern eingeschränkt, dass wir nicht live spielen konnten, sondern das lieber aufgenommen wurde. Das war kurz krass, da muss man sich als Kunstschaffender schon überlegen, wie man damit umgeht. Denn im Prinzip hatte wir gar nicht auf dem Schirm, dass das so provozieren und ein Nachteil sein kann. Wir dachten einfach: Super, das klingt doch witzig. Ich hatte nur gehofft, dass sich die Polizei vielleicht ein bisschen aufregt, damit wir mehr Publicity kriegen.
OXON: Beim Back to Future hat Daniel zum Beispiel abgewartet, bis er uns mit veröffentlicht hat und erstmal alle anderen Bands genannt. Da ging es darum, erstmal das Festival safe durch den Gemeinderat zu kriegen. Da sitzen auch Leute von CDU und AfD, ein neuer Polizeichef, den die noch nicht kannten, da haben die einfach abgewartet, erstmal auf Tuchfühlung gehen, bis sie den Namen rausgehauen haben. Das ist glaube ich auch so eine sächsische Spezialtät, woanders interessiert das keine Sau.
SiKO: Aber so richtig hatten wir noch nie das Gefühlt, dass wir mit dem Namen jemanden erschrecken.
OXON: Außer Herrn Woeller [der ehemalige Sächsische Innenminister]. Der ist so erschrocken, dass er gleich zurückgetreten ist.

KK: Hat diese ominöse andere SOKO LinX schon mal über den Balkon gelugt oder gar angefragt, was ihr denn unter Kollegen so macht?
SiKO: Nö, noch nicht.
OXON: Auch im neuen Verfassungsschutzbericht sind wir mit keiner Silbe erwähnt…
SiKO: …das kommt noch!
OXON: …da war ich schon fast beleidigt und pikiert!

KK: Wieviel ernstgemeintes Statement steckt da im Namen? Ich nehme an, ihr verfolgt die Umtriebe der anderen SOKO, den Sicherheitsbehörden in Sachsen allgemein, den Prozess um Lina E. usw. nicht mit reiner Sympathie…?
SiKO: Ja, ein bisschen Necken ist schon im Spiel. Die haben sich den Namen ausgedacht, wir bewerten ihn jetzt neu.
OXON: SOKO LiNX wieder positiv besetzen!
SiKO: So, dass Linke Strukturen nun auf uns zurückgreifen können und sagen: Die SOKO LiNX laden wir uns jetzt ein! Eine Idee ist ja tatsächlich, dass nach den Hausdurchsuchungen der einen SOKO LinX, die andere SOKO LiNX für ein Konzert kommt…
OXON: Unter dem Motto: „Konzerte statt Hausdurchsuchungen“ oder „SOKO LiNX, nicht nur Gewalt und Repressalien“. Wir können auch anders in Sachsen. Und ehrlich, was die da teilweise veranstalten, das ist ja hanebüchen, natürlich ist das von uns da auch ein Statement. Erst jetzt wurde hier in Leipzig irgendwo Luft von den Reifen irgendwelcher SUVs abgelassen, nicht mal mit dem Messer, sondern übers Ventil.
SiKO: Und das wird als linksradikal eingestuft, wegen Luft!
OXON: Die machen aus einem eingerissenen Ohrläppchen einen Mordanschlag.
SiKO: „Lebensgefährliche Verletzung“. Und die Geschichte mit Lina, wenn man mal schaut, was ihr angelastet wird. Vielleicht reichen am Ende drei Sturmhauben auf der Bühne, um in U-Haft zu kommen.
OXON: Aber wir sind jetzt auch nicht die Pussy Riot Sachsens. SOKO LinX abschaffen!
SiKO: Außer uns!

KK: Viele, gerade jüngere Punk- oder alternative Hip Hop Acts wedeln für meinen persönlichen Geschmack bei den politischen Messages manchmal zu sehr mit der Agitationsfahne. Dabei ist doch inzwischen selbst Helene Fischer und jede andere Popkapelle offen gegen Nazis …
OXON: Wenn Helene Fischer das macht, finde ich es auch richtig wichtig! Wenn das die X-te Punkband macht, die seit 20 Jahren klar in dem Geschäft ist und dann immer Fahne wedelt und Pyro zündet, das ist schon zwiespältiger, wenn es mit so eine Keule kommt.
SiKO: Wir wollen das auf jeden Fall nicht zum Promotool machen. Wir wollen klar Stellung beziehen und zeigen wo wir stehen. Aber wir werden jetzt nicht jeden Anlass nutzen um uns mit einem Post drauf zu setzen. Da lasse ich lieber denen den Raum, die zu dem Thema wirklich was zu sagen haben. Wir beziehen dann Stellung, wenn wir wirklich das Bedürfnis haben und nicht weil eine Promoagentur sagt, es ist wieder der Achte Mai, macht mal was…
OXON: Einerseits sind so Platituden wie Nazis raus abgenudelt und man will dann immer sagen: Das muss doch nach draußen auf die Straße und nicht ins Konzert! Andererseits kommen auch immer wieder junge Leute dazu, die dann eben die gerade angesagten Bands der Szene hören und nicht die alten, bei denen das vielleicht gerade kein Thema mehr ist. Die können das ruhig auch nochmal hören.
Für uns ist da aber eher Humor die Waffe, das ist das schärfste Schwert, finde ich.
SiKO: Einfach, weil man nicht so greifbar ist. Die Leute wissen nicht, was wir gerade ernst meinen außer bei ein paar klaren Sachen. Ich will mich da nicht instrumentalisieren lassen.

KK: Neben dem poltischen Holzhammer sind viele Punkbands plötzlich so unglaublich nett und korrekt. Wird heutzutage zu wenig gepöbelt?
OXON: Ich verprügele die Leute ja gern nach dem Konzert.
SiKO: Aber Pöbeln und Verprügeln sind zwei unterschiedliche Dinge.
OXON: Vielleicht hier in deinem Stadtteil!
SiKO: Wir sind schon auch nett. Wir sind nicht Pisse und wir sind nicht Smoke Blow, wobei ich schon cool finde, wie die das machen. Es ist ja auch die Frage, wie man pöbelt. Ich habe das mal bei Montreal gesehen, dass die sich dann so versatzweise eine Person raus gepickt haben und auf der rumgehackt haben, das fand ich uncool.
OXON: Das machen wir nur auf der Bühne, meistens trifft es mich.
SiKO: Und wir pöbeln, wenn das Publikum pöbelt oder wir merken, dass die keinen Bock haben.
OXON: Neulich haben wir einfach zu viel gequatscht, anstatt zu spielen, da waren die schön genervt. Man macht das alles ja auch nicht nur fürs Publikum. Es ist ok, wenn ich auf der Bühne Spaß habe, aber das muss das Publikum nicht immer teilen.
SiKO: So nett und korrekt wie andere Kolleg:innen sind wir auf jeden Fall nicht. ich muss nicht immer Danke sagen, Yeah und alles schön hier. Wir haben schließlich einen Ruf zu verlieren.
OXON: Erstmal einen zu gewinnen und dann zu verlieren.

KK: Da kommen wir doch direkt zum letzten Elefant: Fluffig poppiger Punkrock ohne Fahnenwedelei, Subtiler Humor, Unberechenbarkeit, drei Leute auf der Bühne, die Stimme von SiKO… Wie lange ertragt ihr den Ärzte-Vergleich noch, ohne dem Interviewer direkt auf die Fresse … Aua!
OXON: Tja, vielleicht sind wir ja die Ärzte. Wir haben ja Masken auf und man hat uns noch nie zusammen in einem Raum gesehen.
SiKO: Jetzt können wir es ja sagen. Bei meiner ersten Band habe ich diesen Vergleich noch richtig Scheiße gefunden. Irgendwann habe ich dann akzeptiert, ich mache halt Punkrock und die Stimme klingt so ähnlich. Ich bin da mittlerweile altersmilde und kann das gut wegstecken. Ja, auch der Humor ist nicht ganz unähnlich. Es gibt schlimmere Bands und den Vergleich mit den Ärzten meinen die meisten ja als Kompliment.
OXON: Jede Band pocht ja immer auf ihre Eigenständigkeit und will nicht in Schubladen gesteckt werden. Wir kommen mittlerweile u.a. aus der Ärzte-Schublade, das ist besser als so manche andere Schublade.
SiKO: Wir haben uns ja, gerade auch mit den Elektrosachen eigentlich versucht, von dieser Band abzusetzen. Da kam dann der Deichkind-Vergleich. Aber allein wegen meiner Stimmfärbung: Es gibt Lieder, da habe ich mich von ganz anderen Band inspirieren lassen, aber singe halt deutsch und alle sagen: Hey, das klingt wie Ärzte. Ist ok. Auch der Vergleich mit Deichkind, die finde ich auch cool. Wir leben eh in Zeiten von Reputation und wenn die Vergleichsebenen die beiden Bands sind, kann ich damit sehr gut leben.
OXON: Wir sind ja auch das Produkt unserer Einflüsse.
SiKO: Ohne Input kein Output.
OXON: Hat man die Ärzte eigentlich mal gefragt, warum sie wie SOKO LiNX klingen?
KK: Das mache ich dann im nächsten Interview mit denen! Ich danke Euch!