Weekly Carouse feat. Stina Stereo – Endlich bin ich ich (Single & Video)
Ausgerechnet eine kleine Band vom Dorf, die 30 Jahre auf dem Buckel hat, straft all
diejenigen Lügen, die behaupten, Punkrock hätte nichts mehr zu sagen – mit einem Song
über Transidentität und mithilfe einer Transaktivistin.
Als Weekly Carouse im Frühjahr 2024, dem Jahr ihres 30-jährigen Bestehens, neue Demos
schreiben, sticht ein Song heraus. „Endlich bin ich ich“ ist eine Selbstermächtigungshymne aus
Sicht einer Transperson. Den Anstoß dazu gaben das Trans-Coming-Out einer langjährigen
Wegbegleiterin, sowie die Geschichte des Sohnes eines Freundes der Band. Weekly Carouse
selbst haben keine Transperson in ihren Reihen. Und doch wollen sie einen Kommentar zu den
immer hitziger werdenden Debatten abgeben, ein positives Statement dafür, dass bei
Transmenschen, wie bei allen anderen auch, Würde und Persönlichkeitsrechte an erster Stelle
kommen. Die Frage ist nur: Kann man das als Cis-Männer-Band machen? In der Ich-Perspektive?
Etliche Male überlegen Weekly Carouse hinzuschmeißen und das heikle Thema zugunsten einer
allgemeineren Aussage zu umschiffen. Die Lösung kommt in Form der erwähnten Wegbegleiterin.
Stina Stereo ist nicht nur selbst Musikerin, sondern auch Germanistin und seit ihrer Transition eine
meinungsstarke Transaktivistin. Gemeinsam mit ihr entsteht eine überarbeitete Version des
Textes. Sie ist außerdem Drehbuchautorin und Hauptdarstellerin des Musikvideos, in dem sie die
Geschichte ihrer persönlichen Transition, die im vergangenen Jahr ihr Leben auf den Kopf gestellt
hat, selbst erzählt.
„Nach 20 Jahren des Versteckspiels vor mir selbst war mir klar, dass ich jetzt mein Trans-Coming-
Out haben werde, komme was wolle. Meinen Job habe ich nicht verloren; stattdessen sind
musikalische und queer-politische Aufgaben dazugekommen. Von Anfang an wollte ich
aktivistisch tätig sein, damit sich andere nicht so lange verstecken müssen wie ich. Musik kann ein
Teil des Aktivismus sein.“ – Stina Stereo
Deshalb – und weil sie eine leidenschaftliche (Jazz-)Trompeterin ist – ist Stina nun auch im
Schlussteil des Songs an der Trompete zu hören.
Nur sehr wenige Menschen haben eine Transidentität. Die allermeisten von Ihnen leiden unter
Geschlechtsdysphorie. Eine Folge davon sind nicht selten Suizide. Gesetzesänderungen, die
diesen wenigen Menschen helfen können und einen würdevollen Umgang mit ihnen fördern,
werden nicht zuletzt von der Neuen Rechten, aber auch von linken und feministischen
Persönlichkeiten zu polemischen Grundsatzdebatten hochstilisiert. Erst ab November dieses
Jahres wird das von 1980 stammende Transsexuellengesetz durch das
Selbstbestimmungsgesetzt abgelöst. Stina Stereo hat noch den alten, menschenunwürdigen Weg
des Transsexuellengesetztes durchlaufen. Darüber und über viele andere persönliche und
politische Queer-Themen berichtet sie auf ihrem Instagram-Kanal stina.stereo.