Patti Pattex antwortet Philipp zu #PunkToo
Vor einigen Wochen habe ich auf der Plastic Bomb-Facebook-Seite einen längeren Beitrag mit dem Titel „Über #PunkToo als Chance für Punk-Männers* – Mein Weg zum feminismusverstehenden Woke-Dude trotz Punk“ verfasst, um einen polemischen aber durchaus ernst gemeinten Texten als Beitrag zur #PunkToo-Debatte verfasst. Darin erklärte ich unter anderem, dass ich weiter kritisch Bands wie die Lokalmatadore konsumieren werde. Das löste Kritik aus, was mir auch vorher bewusst war und das ist ja auch vollkommen in Ordnung. Eine besonders lange und differenzierte Replik kam von Patti Pattex aus Berlin, die viele von euch sicher aktuell als Sängerin von Cut My Skin kennen. Leider erschien der Text nur in der #PunkToo-Facebook-Gruppe als Kommentar auf meinen Beitrag. Das war uns zu wenig und so haben wir nach Rücksprache mit Patti uns darauf geeinigt, ihre solidarische Kritik noch einmal hier wiederzugeben – auch um zu zeigen, dass #PunkToo eine breite und offene Diskussionsrunde mit unterschiedluchen Ansätzen ist und keineswegs eine kleine Clique weniger Wortführer*innen. Here we go und danke Patti! (Philipp)
Hallo Ihr Lieben !
Leider habe ich festgestellt, daß ich mich schwer tue mit Formulierungen etc und mich dabei ertappte, daß ich mich schon beim Schreiben unwohl fühlte beim letzten Mal wg Wörtern die ich benutzte etc , kurz gesagt: etwas verkrampft, weil ich niemand anpissen oder verletzen will. Vielleicht werden Einige das von mir Gesagte sogar feindselig empfinden. Das ist überhaupt nicht meine Intension. Wir wollen doch im Endeffekt alle das Selbe. Jedenfalls denke ich das noch. Also hau ich einfach mal Gedanken raus – in diesem Sinne.
Bin überhaupt nicht so der digitale Mensch, aber das hängt mir so am Herzen-es muß raus.
Ganz ehrlich: Ich komm damit nich klar !
Das geht hier NICHT ausschließlich an Philip der den Artikel verfasste, sondern an ALLE die sich damit auseinandersetzen möchten.
Die Sache mit den Lokalmatadoren & auch größtenteils eure Reaktionen darauf:
Natürlich macht er sich angreifbar. Nun, tun wir das nicht Alle, immer wenn wir unseren ehrlichen Gedanken freien Lauf lassen ?
Was daran „starke Reaktion“ sein soll ist mir dennoch schleierhaft. Wie ich schon in meinem ersten Kommentar sagte, finde ich es sehr gut, daß Männer an Männer appellieren. Es geht nicht um die Erwartung eines Bundesverdienstkreuzes, sondern um die Betätigung, bzw „Erlaubnis“ sone Prollkacke gut zu finden. Das als Vergnügen darzustellen, wird auch nicht dadurch relativiert, es in angemessenen Bahnen auszuleben.
Daß, was Andere, insbesondere Frauen verletzt, demütigt, oder schlicht weg nervt, amüsant zu finden, ist schlichtweg eine Unterstützung von Sexismus.
Guilty pleasure – wenn du dir was reinziehst, obwohl du weißt, daß es irgendwie falsch ist. Mit schlechtem Gewissen. Kannste machen. Muss jede:r selber wissen & mit sich selbst vereinbaren. Das zuzugeben ( wofür soll das gut sein ? ), aber dann in einem sonst so guten Text – von Mann zu Mann – das garnicht mehr als guilty pleasure darstellen. Nein, es wird noch einer draufgesetzt, indem gesagt wird weiterhin die Konzerte zu besuchen & sich ein Tattoo machen zu lassen. Im Ernst ? Ein Tattoo machen ?? Das macht es zu pleasure, nicht mehr guilty & macht den ganzen Text kaputt. Meiner Meinung nach. Schade. Ich kann das nicht ernst nehmen. Vor allem wird alles, was gesagt wurde, dadurch revidiert, bzw. für mich ad ad surdum geführt. Abgesehn davon, kann „guilty pleasure“ auch abgeschafft werden als Definition. Entweder du findest etwas gut & tust es, oder du lässt es eben einfach.
Die sogenannten „Werkzeuge“ werden zu keinem klaren oder sicheren Ergebnis führen, da gleichzeitig immer eine Schraube locker gelassen wird- sag ich jetz mal symbolisch,- in dem Gerüst was als Anti-Sexismus gilt. Ein Hintertürchen is ja immer gut. Bloß, so wird das Ganze nicht halten. Und schon garnicht stark. Wenn andere ( Hetero ) Männer & auch Mitgröhlergirls das lesen & denken: Ach, ich bin ja gar nich so schlimm & wenn dann noch der Freischein z. B. Lokalmatadore zu hörn, wär ok dazu kommt, spätestens dann ist der Widerspruch so groß, daß ich den Rest auch nicht glauben kann. Irgendwie und leider. Und es geht hier nicht um Musikgeschmack oder so Banalitäten, sondern um krasse frauenfeindliche verbale Scheiße, die ich persönlich völlig inakzeptabel finde. Männer, die das lesen werden evtl. mal über die ganze Sache nachdenken, aber durch diese eine Sache, gibt es keinen Grund mehr sich zu ändern. Gedanke: “ Die Emanzen finden das teilweise auch ok, also wat solls ? „
Punx die Musik machen oder hören, die die Tradition die Herrenwitze, Sauereien, Anzüglichkeiten, Beleidigungen, Erniedrigungen von gesellschaftlich akzeptiertem Chauvinismus weiterführen, und sich dabei noch einbilden sie würden gegen das Spießertum & die Gesellschaft agieren, verwechseln diesen Machismo mit Aufstand gegen gutbürgerliche Normen. Sie führen diese nur weiter. Nicht mehr & nicht weniger. Wir sind doch Punx. Wie kann es sein, daß Punx zu so’nen auf Bühnen rumstolzierenden fickensaufen Texte von sich gebenden Schmierlappen applaudieren ? Wie kann es sein, tatsächlich zu glauben, das dies etwas mit Protest oder Unangepasstheit zu tun haben könnte ? Die meisten von uns saufen gern ma einen. Sowas tu ich auch, da brauche ich nicht drüber singen. Oder zum 286107 sten Mal einen Sauf song hören. Das ist ein Song über Saufen. Nicht grade ein Anstoss zur Revolution, und die fetten Firmen in unserer kapitalistischen Gesellschaft, wird das bestimmt nicht stören. Auch Normalos werden keinen Respekt, schon garnicht Angst haben, wenn sie sehen, daß die sogenannte PUNKWELT genauso ist, wie ihre eigene verlogene, kapitalistische Pseudo Befriedigungswelt zum Schein-Glücklichsein. Vielleicht bloss etwas bunter. Dennoch oft nur besoffen & peinlich dumm. Making PUNK A THREAT again, können wir mit Leuten die mit Ballermann Niveau agieren echt ma vergessen. Gegen den Staat etc wird dadurch untergraben, sich nämlich absolut ANGEPASST in die bestehenden gesellschaftlichen Normen zu fügen. Die Versuche so extrem ekelig, frauenfeindlich & diskriminierend zu sein, finde ich keineswegs applauswürdig. Ganz im Gegenteil. Wollten wir als PUNX nicht anders sein? Wie kann es sein, daß dann ausgerechnet solche Bands, Personen die sich der verblödeten, verhassten Gesellschaft absolut anpassen, so abgefeiert werden ? Die finden sich so toll, wenn sie Schwabbelbauchmäßig über die Bühne stolzieren & torkeln. Und die Masse macht mit. Warum ? Sie sind ein Spiegelbild der Gesellschaft. Null anders. Von besser garnicht zu reden. Wie kam es dazu, daß Punk hässlich wurde, indem wir in den eigenen Reihen andere Menschen beleidigen, klein halten, diskriminieren & mit Gewalt drohen, und sogar verletzen ? Das Argument, es war schon immer so, wäre doch nun wirklich zu offensichtlich flaches geistiges Niveau, die zu verteidigen, die wir doch abschaffen wollten.
Ja, lernen ist anstrengend, Veränderung noch anstrengender, aber am Ende macht es Spaß – weil Alles was wer schafft, sich immer gut anfühlt. Warum verändern wir das dann nicht ? Es ist nicht vereinbar gegen Sexismus zu sein und so’ne sexistische Kacke hören. Auch, und gerade nicht als Punk. Ich erwähnte ja schon im vorherigen Kommentar, daß die Liebe zu einer Band auch mal ganz woanders hinfallen kann, und daß dann auch keine:r so abfeiern würde…..
Reflexion sollte auch immer Taten folgen lassen. Da die Gesamtlage des Problems SEXISMUS an sich, und vor allem im Punk noch ziemlich scheiße aussieht, wäre es dringend notwendig etwas zu ändern ! Konsequent. Sonst wird dieser Abklatsch von fucking dumm Gesellschaft im Punk weiter diskriminieren & vergewaltigen.
Reflexion ?
Das wird wohl nicht reichen !!
Wie kann sich wer tatsächlich gut fühlen mit einem Anspruch & gleichzeitig so eine sexistische Kacke GENIESSEN ? Ich frage das nur, weil ich VERSTEHEN will, wie das geht. Ganz ehrlich.
WARUM findest du die so cool ? Ich meine, was is so geil an dem prolligen Männertum ? Warum gefällt es dir ? Warum genießt du es ? Ist das gut ?
„Veränderung akzeptieren ist ein ganz wichtiger Ratschlag in vielen Therapiesitzungen.“
Wär ja ne Idee….go for it.
Die Kritik sollte nicht an die Leute gehen, die solche Bands booken.Nein. Die Kritik sollte an die Band DIREKT gehen, und an Leute die diese gut finden, hören, besuchen, supporten. Denn nur DANN spieln die überhaupt irgentwo. Wenn keine Nachfrage da ist, kann die Band ma kacken gehn.
Und an die Menschen, die uns sagen, daß sie diese Band geniessen. Dahin gehört die Kritik !
Wie soll der besprochene Text von Philip ein Türöffner sein und etwaige Hemmschwellen dem „bösen F-Wort“ gegenüber abtragen ?
ok, dann sag ich jetzt auch andauernd Fotze. Oder wie ?
Also liebe Leute,
Raus aus eingefrorenen Verhaltensweisen, wobei du nie wußtest wo die eigentlich her kommen . Jede kleine Tat in diese Richtung ist wunderbar und gut. Wird aber in dieser Art & Weise nicht im Entferntesten verursachen daß Sexismuss stirbt ! Den gibt es ja schließlich nicht erst seit Gestern. Und Jahrhundeterlanger radikaler Kampf von Frauen jeglichlicher sozialer, ethnischer, politischer etc Herkunft verdanken wir, daß wir überhaupt da sind, wo wir sind !
Wie gesagt, es geht hier nicht um Musikgeschmack oder eine andere Meinung zu haben. Sexismus, Faschismus & Rassismus sind auch keine Meinungen, sondern Lebenseinstellungen & Wertungen, dementsprechende Wörter und Taten über andere Menschen, die „weniger Wert „sind, als die Person, die sowas äußert, oder sich dementsprechend verhält. Das hat weder im Punk noch sonst wo seine Berechtigung. Daß es das überhaupt noch gibt, ist erschreckend und ätzend genug. Wollten wir es nicht besser machen als die Spiesser ? Die Zeiten sind wohl vorbei.
Man (n ) will sich eben besaufen und weiter mitgröhlen zu „Akne Erna, Ich spritz dich voll mit meinem Sperma“ etc. Das könnt ihr allet selber im Internet recherchiern, keen Bock das auch noch zu verlinken. Ich hab so die Schnauze voll von dieser Scheiße.
Die Diskrepanz zwischen uns liegt vielleicht tatsächlich daran, daß ich zu “ Die erste und zweite Generation Punk kommt tatsächlich ins Rentenalter oder direkt ins Grab.“ gehöre. 🙂 Vielleicht ist unsere Aufffassung von Sexismus auch eine völlig Andere. Die Radikalität die ich aus den 70-ern und 80-ern kenne, finde ich hier nicht. Auch, daß viele Frauen das ok bis genial finden, wie Philip das so sieht bzgl. auf LM, kann ich leider einfach nicht nachvollziehen. Das war aber damals auch schon so. Punk darf alles. Aber doch nich so, Leute. Das is schlimmer, wie das Spiessertum mit allem Drum & Dran, was wir doch bekämpfen & loswerden wollten ! Nach wie vor möchte ich noch mal betonen, daß ich hier niemand angreifen oder verletzen will. Es ist mir nur unmöglich das was hier passiert richtig gut zu finden leider. Ich meine, die Kampagne heisst doch: SEXISMUS MUSS STERBEN und
nicht “ Sexismus könnte ma vielleicht ab & zu nen bißchen abkacken vorzugsweise bei Leuten die man nich kennt oder mit denen man nichts zu tun hat…“ .
Das führt doch zu nichts ! SEXISMUS MUSS STERBEN bedeutet für mich, daß ALLES was sexistisch weg soll. Dazu gehörn auch die Lokalmatadore, Kassierer, Pöbel & Gesocks : Ficken , Fotze, saufen, bleibt einmal die Fotze kalt, wird halt in den Arsch geknallt, zeig deine Titten, ich will wixen und so weiter und so weiter und so fort. DAS is für mich keen Punk ! ! Fertig. Punkt. Meine Meinung. Und Leute die die supa finden , kann ich nicht akzeptieren. Jedenfalls bestimmt nicht im Kampf gegen Sexismus.
Es geht darum rauszufinden woher der Hass, die Verachtung kommt ! Was sind die Ursprünge ? Warum zeckt Männer, schon nur eine Diskussion darüber, so an ? Punk – für mich – ist Solidarität, Gleichberechtigung in jeglicher Art & Weise, keine Konkurrenz. Woher diese Verachtung gegenüber Frauen herkommt, wär wirklich intersssant.
Es gibt unterschiedliche Definitionen davon, was Punk ist, was Punk darf, soll etc. Die ,die Verachtung & Hass gegenüber Frauen und anderen Diskriminierten in ihr Unterhaltungs Sauf Fotzen Ficken Programm einbaun, sollten lieber da bleiben, wo sie hingehörn: In die UNREFLEKTIERTE Welt des Ballermannsniveaus, immer auf Seite 1 der Bildzeitung !
Denen die immer so cool sind, weil sie tatsächlich andere zum Kotzen bringen und daß diese sich schlecht fühlen, das so lustig finden, wird so ein bischen Kritik ja wohl nix ausmachen. Denn, wenn das nicht drinn ist & zu keiner Veränderung im Bewußtsein und Handeln im Punk führt, dann wird Sexismus nie sterben. KRANK ist das grundsätlich sowieso. Wartet nur auf den Gnadenstoss, ERlösung. Für Alle.
Bleiben wir dran.
Es gibt noch viel zu tun. Sons wird dat nix.
STAY WILD