Die Top- und Floplisten der Plastic Bomb Redaktion 2021
Wir haben uns entschlossen, die Listen in diesem Jahr etwas freier zu gestalten. Platte, Video, Song, Liveerlebnis, gut, schlecht, wir präsentieren euch, was 2021 bei uns hängen geblieben ist.
Chris Scholz
Liste der Lieblingsjahre 2021
Mein Lieblingsjahr 2021 war 2021. Was anderes hatten wir damals ja nicht. Insofern handelt es sich um eine recht kurze Liste. Sicherlich war nicht alles gut in jenem Jahr, aber überwiegend schon. Und das Schöne haben wir vor allem der laufenden Covid-19-Pandemie zu verdanken. Beispielsweise, dass Istriens Campingplätze im Frühjahr recht leer waren, was neben tollem Urlaub in toller Naturkulisse auch Plattenkauf in Rijeka ermöglichte, so Bands wie Fakofbolan und (frühe) Paraf. Die beiden Konzerte (Kommando Petermann, Detlef), die unsereins 2021 im heimischen Sonic Ballroom sah, wären nur halb so gut gewesen, hätten sie sich in die übliche Abfolge von Liveterminen eingereiht. Und hätte ich nicht von dem Covid-Gerausche irgendwann endgültig genug gehabt, wäre ich wohl auch nicht den halben November über in Málaga gewesen, wo wirklich alles viel besser ist als in Deutschland, vor allem das mobile Internet. Einfach das Machbare machen. 2022 dann Umschulung zum Motivationscoach.
Schlossi
Konzertreihen des Jahres:
Pankdemic Shows (LINK) und Bierschinken (LINK) die es trotz pandemiebedingter Widrigkeiten immer wieder geschafft haben, ein spannendes und diverses Line up auf die Bühne zu bringen.
Überraschung des Jahres:
Ich finde den neuen Song von Slime tatsächlich ganz gut.
Neuentdeckungen des Jahres:
Bacchae, Les Shirley, 24/7 Diva Heaven, Riot Spears, Gully Boys, HIRS Collective, Soot Sprite, BSI, Weakened Friends, Alpha Hopper, Vulvarine, Wenn einer lügt dann wir, Dicklord, Speck und Knochen…hoffentlich demnächst auch mal wieder live.
Ronja
Angerboys – How to profit from the Panic Lp
Nein, ich fände es komisch, wenn die Releases auf meinem eigenen Label NICHT in meiner Hitliste landen würden.
Die Veröffentlichung der Angerboys Lp fußt auf meinem blanken Fantum. Ich finde die Songs unglaublich gut und
live haut mich die Band jedes mal um. Hektischer, straighter HC-Punk, der durch Sharous angenehm überdrehten
Gesang getragen wird. Auf der Bühne und auf Platte der Hammer.
Dödsrit – Mortal Coil 12″
Kennt ihr das, wenn ihr eine Band mega feiert und dann zittert, ob die zweite Platte überhaupt so gut werden kann wie die Erste?
Und wenn ihr dann noch später wieder zittern müsst, ob die Dritte überhaupt so gut werden kann wie die Zweite?
Und das dann genau so passiert?! Ging mit vor ein paar Jahren mit Horror Vacui so, jetzt sind es Dödsrit, die ich von
Platte 1-3 feiere und super happy bin, über dieses Crust-Blackmetal-Brett. Sphärisch, eingängig, gewaltig.
HC Baxxter 10″
Kurz vor Jahresende flattert diese 10″ in Haus.
Wie zu erwarten war gibt es eine Mischung aus Kirmes-Techno, eingägnigen Melodien und schlauen, ultra-politischen Texten, ergänzt von lustigen Einspielern.
Ich könnte jede Zeile unterschreiben, ich schätze diese geradlinige, knallharte Einschätzung und ich finds wirklich bewundernswert,
dass Schinken das alles ganz alleine durchzieht. Ich ziehe meinen Partyhut!
FCKR – Abwärtstrend Lp
Nein, ihr habt nichts verpasst, die Platte ist noch nicht raus. Aber die Testpressung dreht sich seit Monaten auf
meinem Plattenteller und ich wollte schon mal ankündigen, dass das garantiert eins meiner Alben 2022 wird.
Die Songs sind super gut geworden, freut euch schon mal auf die Veröffentlichung im Juli/August.
Live:
Die Shows in Recklinghausen und in Essen vor zwei Wochen mit Black Square und HC Baxxter waren meine letzten Konzert im nun endenden Jahr
und das für was weiß ich wie lange Zeit, aber das gibt mir ein super zufriedenes Gefühl, denn es war der Wahnsinn.
Und ich möchte noch sagen, dass Ullahs Bericht von der Schlagerchallenge im Plastic Bomb #117 der lustigste Artikel war, den ich seit langem gelesen habe! <3
Basti:
Mein persönliches Highlight dieses Jahr in Sachen Punkrock war (und zwar mit Abstand) die Lektüre des literarischen Erstlingswerkes von Reinhard Wolff. „Shit Single“ heißt dat gute Stück, welches es bei mir mit seinem humorvollen und dazu noch eher versöhnlichen Blick (auf das Leben und die Welt) zumindest zeitweise schaffte, einen Hauch von „Licht“ in die neue graue Corona-Normalität dieser stetig vor sich dahinwelkenden föderalen Dullikratie zu scheinen, welche ja gegen Jahresende und unter Pandemiebedigungen noch stärker als im Normalbetrieb wie eine Bauerntheateraufführung von House Of Cards unter der Regie von Peter Steiner anmutet.
Weniger Punkrock und eher im Dunkeln sitzt ja bekanntlich seit längerer Zeit bereits Xavier Naidoo. Der ja auch schon öfters seine unrühmliche Erwähnung in meinen „Geschichten aus der Gruft“ im PLASTIC BOMB fand und dieses Jahr gleich mehrere bemerkenswerte Tiefpunkte durchlief. Wie zum Beispiel die Verbreitung von Holocaustleugnung auf seinem Telegram-Kanal, sowie das Teilen der „Protokolle der Weisen von Zion“ in der Fassung von Alfred Rosenbergs, welche er zudem als eines der „wichtigsten Dokumente der Menschheitsgeschichte“ bezeichnete (Könnte man noch lange fortführen die Liste, würde aber den Rahmen hier sprengen. Es soll ja hier und an dieser Stelle auch eher um die musikalischen Höhe- und Tiefpunkte des vergangenen Jahres gehen). Aber auch musikalisch hat der Xavier in Sachen Tiefpunkte einiges geliefert, vor allem der Song „Deutschland krempelt die Ärmel hoch“ ist in diesem Zusammenhang sicher erwähnenswert. Zusammen mit Hannes Ostendorf, Nico R. (der Volkslehrer wirkte indes in einem anderem Video mit) und etlichen anderen namenhaften „Unpolitikern“ nahm der Xaver sozusagen die neue Hymne der Bewegung auf. Wobei, wenn seine deutschen Kameraden jemals mit dem Ärmel hochkrempeln anfangen würden und damit erfolgreich wären, für die antisemitische Antwort der Aluhut-Querfront auf Herbert Grönemeyer höchstwahrscheinlic doch bloß nur ein Sitz- und kein Stehplatz im Güterzug Richtung Osten rausspringen würde.
CaRo CaRaChO:
3: Die Demo von I.S.F. (= Innenstadtfront) ist Ende November bei Discos Maraña auf Tape erschienen, die gibt’s zwar schon seit 2019, aber sie ist so nachhaltig gut, dass sie an dieser Stelle empfohlen werden muss. Irgendwo zwischen Darkwave, Post-Punk und Deathrock – düster, rau, treibend und dieser unwiderstehliche Gesang. Mir läuft beim Hören immer wieder ein sexy Schauer über den Rücken! (LINK)
2: Melissa hat eine dieser BlackMetalPunk-Scheiben gemacht, die bei mir in 0,317 Sekunden zünden, sobald mich das erste Riff Ohren erreicht. Überhaupt stimmt bei denen fast alles, das Cover, das Bandfoto, die Attitüde – überzeugt euch selbst: (LINK) Nur die Songtitel lassen mich unwissend zurück.
Platz 1: Taqbir. Denn diese Band hat bei allen, die ich kenne und die davon Notiz genommen haben, echten Eindruck und Verzückung hinterlassen. Auch für mich genau die Mucke, die meine Ohren brauchen, in einer Zeit mit viel zu wenig Live-Erlebnissen. Alles wirkt total drüber und kompromisslos. Die erste marokkanische Hardcore-Punkband, die ich kennenlerne und dann so eine – mehr davon!
Ullah:
Riot Spears – Bad LP (LINK)
Riot Spears kommen aus Berlin und machen grungigen Punk oder punkigen Grunge. Spitzen Platte, hör ich rauf und runter. Solltet ihr auch tun. Leider noch nie live gesehen. Toptitel: Pathetic, WWIII, Mermaid Bitch und sowieso alle anderen Songs.
Laturb – Middle Class on Fire (LINK)
Laturb ist neben Terrorgruppe und K.I.Z. mein Liveereigniss 2021 gewesen. Die beiden Berliner Bands dürften bekannt sein. Deshalb konzentrieren wir uns hier mal auf dieses Bremer Trio. Geile Liveshow, kannste nix anderes sagen. R’n’B trifft auf Synthie-Pop, trifft auf Punkrockattitude. Das erste Album kommt 2022 bis dahin könnt ihr euch die fette Liveaufnahme auf Bandcamp reinziehn. Derbe! Anspieltipp: In the Meantime, Sinnkrise, Scared
Strato Bizzzare – Demoaufnahmen (LINK)
Ha! Jetzt mache ich noch Werbung in eigener Sache. Da wir uns dieses Jahr zusammengefunnden haben, ist es natürlich ein musikalisches 2021 Highlight für mich. Im April als Leipzig/Berlin Studioprojekt gegründet, werden wir hoffentlich noch ein paar Songs zusammenbasteln. Momentan sind 5 im Kasten, 2 released und noch ein paar Braten in der Röhre. Der Anfang war ein bisschen deutschpunkig, wir haben aber auch ein paar Synthies für uns entdeckt. Keine Ahnung wo die Reise hingeht, macht aber Bock.
Andi:
Das zweite Pandemie Jahr hat erstaunlich viel musikalisch für mich zu bieten gehabt. Es gab natürlich vermehrt Durststrecken, aber ich habe es dank Impfung auf Konzerte geschaft und sogar selbst 4 Stück gespielt. Danke noch mal an alle Mutigen und Beteiligten die dies möglich gemacht haben!
Hier also meine musikalische Abrechnung mit 2021:
Das beste Album wäre für mich als Fanboy natürlich „Senjutsu“ von Iron Maiden, aber ich möchte Platz 1 Amyl and the Sniffers mit ihrem zweiten Album „Comfort Me“ einräumen.
Ich finde, dass die Band stetig von Release zu Release eine Schippe drauf legen! 100% Power!
Weitere Highlights waren „Into the Storm“ der japanischen Heavy/Speed Metal Band Significant Point, die kauzig, schnell und oldschool eine rasante Mischung aus X Japan und der ersten Helloween abreißen.
Auf dieses Album habe ich seit der „Attacker“ Single gewartet.
Und die Österreicher von Eisenhand haben mich mit ihrem ersten Album „The Fires within“ sehr überzeugt. Heavy Metal wie er gespielt werden muss!
Evil aus Japan, mit ihrem Black/Thrash geholze, die britischen Heavy Sentence und ihre Mischung aus NWOBHM, Motörhead und Turbonegro, so wie das dritte Album von Cross Vault (empfohlen für alle die es gerne langsam und traurig mögen) haben meine Erwartungen komplett erfüllt bis übertroffen!
Genug über Metal!
„How to profit from the Panic“ haben uns Angerboys aus Recklingshausen gezeigt. Einfach wilder Hardcore Punk mit so viel Energie wie die Turbine einer Boing 747. Dieses Jahr 2 mal Live sehen dürfen, 2 mal geiler Abriss! Arschgeiles Album!
Wovon ich selbst überrascht war, ist das mich Bash! als neuen Fan gewinnen konnten (bringt einer aufgelösten Band nur nicht mehr so viel). Nach erstmaligen hören war ich gar nicht angetan, aber durch die Arbeit am Rerelease der „Cheers & Beers“ hab ich dieses Album wirklich oft gehört und zu schätzen gelernt.
Konzert Highlights dieses Jahr waren Minenfeld in Potsdam (da blieb kein Auge trocken und kein Bolzen ungeschmissen), Maggot Heart in Dortmund, der „illegale“ Rave zu HC Baxxter im Proberaum der lieben Black Square zu ihrer verlegten und dann privaten Release Show und das mukkelige Berkel Terror. Die Spitze belegen dann aber Gewaltbereit mit ihrem Gig beim Zorro Geburtstag in Leipzig. Es war das erste richtige Konzert nach einem Jahr des Durstes und dann direkt mit so einer tollen Veranstaltung. Mit strahlendem Gesicht und schmerzenden Gliedern verließ ich Leipzig.
Und obwohl die Konzerte dieses Jahr so spärlich gesäht waren gab es einen großen Stinker darunter und das waren leider Knochenfabrik im FZW Dortmund. Dieses Rumgestümpe und Desinteresse auf der Bühne ist auch nicht mehr mit „Dat is Punk alda!“ zu entschuldigen!
Es kamen noch viele EPs, Demos und Singles, von denen mir grade besonders Hexenbrett,Maggot Heart, Chain Cult, Minenfeld und Atom Smasher einfallen, die mir Freude bereitet haben.
Für 2022 bleibt tapfer, lasst euch impfen/boostern und bleibt gesund!