Simon Loidl – Endstation Ananas (Buch)
Im Debutroman des Wieners Simon Loidl stehen die beiden Figuren Robert und Hannes. Der erste arbeitet lustlos in einer in Notlage geratenen Firma als Lektor für langweilige Texte, er zweite an der Garderobe eines Theaters, aber ist die Stelle schnell los, nachdem er sich zu stark für einen Kollegen eingesetzt hat. Beide sind Freunde und treffen sich regelmäßig auf ein Bier. Zwischendurch tauchen verschiedenste Figuren wie eine schlecht entlohnte Fotografin sowie ein desillusionierter Pianist auf, der sich in einer Wiener Piano-Bar statt großen Konzertsälen verdingt.
Das Thema von „Endstation Ananas“ ist also die Arbeit, beziehungsweise die moderne Arbeitswelt, komprimiert auf eine ereignisreiche Woche und gedruckt auf gut 100 Seiten. Die auftretenden Figuren haben verschiedenste Probleme mit oder während ihrer Lohnarbeit. Häufig sollen sie gegen ihre eigentliche Überzeugung agieren und gehen damit ganz unterschiedlich um – ob mit offener Rebellion ohne Rücksicht die eigene Situation oder mit der Faust in der Tasche.
Loidls Figuren sind lebendig und realistisch erzählt. Die Probleme der Protagonist*innen sind vielfältig und manch eine*r wird sich in ihnen wiedererkennen. Ob schreckliche Langeweile, prekärer Bezahlung, Chefs die nach Gutherrenart auftreten… alles schonmal gehört und vielleicht sogar erlebt.
Sicher auch Simon Loidl, der mit Anfang 40 gleich mindestens acht Jobs plus Studium und Arbeitslosigkeit sein Eigen nennen konnte und bereits zwei Sachbücher veröffentlicht hat. Er ist ebenfalls Wiener und wird die neoliberale „Hauptsache Arbeit“-Welt sehr gut von innen kennen. Er schreibt unter anderem für die linke Tageszeitung junge welt, man kann ihm also eine kritische Grundhaltung zur Gesellschaft unterstellen. Die Stärke von „Endstation Ananas“ ist die Analyse der heutigen Arbeitswelt, die unterhaltsam auf die Figuren übertragen wird. Ein bisschen vermisse ich lediglich den Spannungsbogen.
Philipp
Simon Loidl: Endstation Ananas
Sisyphus 2018
130 Seiten
14,80 Euro